Das liegt daran, dass Infizierte weniger Menschen anstecken. Die Reproduktionszahl ist weiter leicht gesunken, von 0,81 auf 0,79. Damit liegt der sogenannte R-Wert jetzt seit drei Tagen unter 1. Das heißt, dass ein Infizierter im Schnitt weniger als einen anderen Menschen ansteckt. Wenn sich das fortsetzt, sinkt mit einigen Tagen Verzögerung auch die Zahl der Neuinfektionen. Der aktuelle R-Wert bildet das Infektionsgeschehen von vor etwa eineinhalb Wochen ab.
Schon jetzt wird jedoch die Zahl der Intensivbetten knapp. In Nordrhein-Westfalen sind mehr als 80 Prozent belegt. Hinzu kommt: Covid-19-Patienten müssen im Schnitt erst zwei Wochen nach ihrer Infektion im Krankenhaus behandelt werden. Dort liegen jetzt also Menschen, die sich vor zwei Wochen angesteckt haben. Damals gab es nur etwa halb so viele Neuinfektionen wie am Freitag.
R-Wert muss weiter sinken
RKI-Vizepräsident Lars Schaade sagt, um die Lage kontrollieren zu können, müsse die Reproduktionszahl auf mindestens unter 0,7 sinken. Das war im gesamten Verlauf der Pandemie nur an wenigen Tagen der Fall, zuletzt am 21. Juni. Die Hoffnung liegt jetzt auf den neuen Corona-Beschränkungen, die sich aber frühestens in einer Woche auf den R-Wert auswirken.
Laut dem aktuellen ARD-Deutschlandtrend werden die strengen Maßnahmen von den meisten Menschen grundsätzlich begrüßt. Knapp drei Viertel der Befragten halten sie für angemessen oder fordern noch schärfere Regeln. Mehr als 80 Prozent finden gut, dass Schulen und Kitas offenbleiben.
RKI ändert Teststrategie
Ein grundsätzliches Problem bleiben die Labor-Kapazitäten für Corona-Tests. Das Robert-Koch-Institut hat wegen der steigenden Zahl von Erkältungsfällen seine Teststrategie geändert: Jetzt sollen nur noch Menschen getestet werden, die schwere Symptome haben oder die unklare Symptome haben, aber ganz sicher Kontakt zu einem Infizierten hatten.
Menschen mit leichteren Symptomen, die auch von einer Erkältung herrühren könnten, sollen nur getestet werden, wenn sie zu einer Risikogruppe gehören, im Gesundheitswesen arbeiten oder Kontakte zu vielen Menschen haben. Das betrifft etwa Lehrer und Erzieher.