Booster für alle ab 18: So steht es um die Impfkapazitäten

Stand: 18.11.2021, 12:21 Uhr

Die Stiko empfiehlt nun allen ab 18 Jahren eine Booster-Impfung. Das heizt die Verteilungsdebatte an. Ist genügend Corona-Impfstoff vorhanden? Reichen die Impfkapazitäten aus?

Die Lage spitzt sich weiter zu: Das RKI hat am Donnerstag 65.371 Neuinfektionen gemeldet - ein neuer Höchstwert. Die Inzidenz stieg auf 336. Intensivmediziner Uwe Janssens hat im WDR das Verschieben von planbaren Operationen gefordert, um Kapazitäten für Covid-Patienten frei zu machen.

Das befeuert die Diskussion um Booster-Impfungen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat am Donnerstag einen Beschlussentwurf vorgelegt, in dem das Gremium die Auffrischungsimpfung für alle ab 18 Jahren empfiehlt. Mehr dazu unter diesem Link:

Wer soll den Impfstoff bekommen?

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Andreas Gassen, hatten die Vertragsärzte schon zuvor aufgefordert, alle ab 18 zu boostern - und zwar auch dann, wenn die letzte Impfung noch kein halbes Jahr zurückliegt.

Der Hausärzteverband und die Patientenschützer mahnen dagegen: Vorrang sollen die Älteren haben und die, bei denen die sechs Monate tatsächlich um sind. Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, fordert auch beim Boostern eine Vorrangprüfung für besonders Gefährdete.

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Gibt es genügend Impfstoff?

Ja, sagt Gesundheitsminister Spahn. Nach seinen Angaben hat Deutschland genug Corona-Impfdosen für Auffrischimpfungen. "Wir haben alles in allem aus heutiger Sicht bis Ende des Jahres genug Impfstoff, um das zu machen", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".

"Wir haben sogar einen Teil unserer Covax-Spenden, also internationalen Spenden mit Biontech, jetzt aus Dezember in den Januar und Februar geschoben, um in Deutschland für diese Dinge genug Impfstoff zu haben", so Spahn.

Reichen die Impfkapazitäten aus?

Das dürfte lokal unterschiedlich sein. Zu Beginn des Monats hatte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) im WDR eine Reaktivierung der kreisweiten Impfzentren abgelehnt. Er sei überzeugt, dass die anstehenden Auffrischungsimpfungen im Land über Hausärzte und mit zusätzlichen kommunalen Impfstellen zügig zu bewältigen seien.

Das Ministerium gibt sich auch weiterhin zuversichtlich. Ein Sprecher von Laumann sagte am Mittwoch in der "Rheinischen Post", die bei den Kreisen und kreisfreien Städten geschaffene Struktur sei gegenüber den damaligen Impfzentren deutlich dezentraler und damit wohnortnäher organisiert: "Damit ist eine für die flächendeckende Impfung der Bevölkerung erforderliche Niedrigschwelligkeit sichergestellt."

Die Zahl der impfenden Praxen sei wieder deutlich gestiegen und liege in NRW aktuell bei etwa 7.000. Allerdings räumte der Sprecher ein, dass die Arztpraxen zur Zeit saisonbedingt stärker ausgelastet seien und auch die Bestellung des Impfstoffs etwas Vorlauf brauche.

Matthias Schlochtermeier, Hausarzt aus Hürth und Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Rhein-Erft, geht davon aus, "dass wir das Boostern über Hausärzte gut schaffen. Zusammen mit allen niedergelassenen Ärzten sind wir dabei, so viel wie möglich zu impfen", sagte Schlochtermeier dem WDR.

"First come, first serve" (zuerst gekommen, zuerst bedient) gelte in seiner Praxis schon seit zwei Wochen. "Jeder, der hier hinkommt, wird geimpft. Mancher, der jung und gesund ist, muss sich vielleicht ein wenig gedulden - auch mal kurz hinten anstellen, damit die, die schwerer krank, sind vorgezogen werden können", so Schlochtermeier.

Kommunales Engagement

Gute Nachrichten für alle, die bei Hausärzten keine Termine bekommen: In mehreren Städten in NRW wird das Impfangebot wieder hochgefahren. So öffnet zum Beispiel am Mittwoch in Ennepetal das Impfzentrum für den Ennepe-Ruhr-Kreis. 600 Impfungen sollen pro Tag möglich sein. Die Impfung erhält man an sieben Tagen in der Woche, mit und ohne Termin.

In Mönchengladbach öffnet das Impfzentrum an den nächsten Samstagen. Dortmund will mehrere Impfbusse einsetzen, auch auf dem Weihnachtsmarkt. Einige Städte hatten sich feste Impfstellen bereits vom Gesundheitsministerium genehmigen lassen, darunter Bochum, Bonn, Duisburg, Düsseldorf, Köln und Wuppertal.

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