Geplanter Anschlag in Essen: 16-Jähriger in U-Haft

Stand: 13.05.2022, 13:45 Uhr

Nach dem Terroralarm an zwei Essener Schulen hat ein Richter Haftbefehl gegen den verdächtigten 16-Jährigen erlassen. Der Beschuldigte sitzt jetzt in Untersuchungshaft.

Der 16-Jährige soll einen Sprengstoffanschlag geplant haben. In seinem Zimmer fand die Polizei Bomben-Zubehör. Das betroffene Don-Bosco-Gymnasium bleibt heute geschlossen. Die Eltern des Jungen, die ebenfalls festgenommen und verhört wurden, sind mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf sind sie derzeit kein Bestandteil der Ermittlungen. Sie könnten aber unter Umständen für die Schulräumung in Regress genommen werden.

Schule arbeitet Vorfälle auf

Die Erlebnisse schockieren immer noch alle Schüler, Eltern und Lehrer des Don-Bosco-Gymnasiums in Essen-Borbeck. Deshalb findet auch am Tag nach dem vereitelten Amoklauf kein Unterricht in der Schule statt. Stattdessen sind die Lehrerinnen und Lehrer zu einer Konferenz zusammengekommen, an der auch Schulpsychologen teilnehmen. Es gehe darum, das Erlebte aufzuarbeiten. An der benachbarten Realschule findet der Unterricht jedoch heute wieder statt.

Großeinsatz der Polizei

Am Donnerstag waren es ereignisreiche Stunden: Bis zum Nachmittag war die Polizei in Essen an den beiden Schulen im Einsatz. Mehr als 100 Polizistinnen und Polizisten durchsuchten die Gebäude. Spürhunde halfen bei der Suche nach Sprengsätzen. Sowohl das Don-Bosco-Gymnasium als auch die Realschule am Schloss Borbeck waren den ganzen Tag über geschlossen.

SEK nimmt 16-Jährigen in Kinderzimmer fest

Laut Polizei wird bereits seit Mittwochabend ermittelt. Es hatte Hinweise gegeben, dass ein 16-jähriger Schüler Bomben in den Schulen versteckt haben könnte. Ein SEK-Team stürmte und durchsuchte aus diesem Grund am frühen Donnerstagmorgen eine Wohnung in der Nähe des Gymnasiums. Dort lebt der 16-Jährige zusammen mit seinen Eltern. Der Schüler wurde in seinem Zimmer festgenommen.

Wie NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) bestätigte, steht der Jugendliche unter dem dringenden Verdacht, einen Anschlag geplant zu haben. Der 16-Jährige soll einem Mitschüler gesagt haben, er wolle Bomben in der Schule verstecken. Nach WDR-Informationen habe er eine Drohung ausgesprochen, dass sie bald alle sterben würden. Zunächst hieß es, der Mitschüler sei daraufhin am Mittwoch zur Polizei gegangen. Nach WDR-Informationen hatte sich der Mitschüler zunächst an einen Lehrer gewandt, der daraufhin die Schulleitung informierte. Diese wiederum verständigte die Polizei.

"Rechtsextremes Material sichergestellt"

Das Zimmer des 16-Jährigen wurde von der Polizei durchsucht. Dabei entdeckten die Ermittler selbstgebaute Schusswaffen und Zubehör für den Bau von Bomben. Innenminister Reul zufolge wurde unter anderem eine Armbrust sichergestellt, außerdem 16 Rohrkörper, an denen Uhren angebracht waren und "Gemische von Explosivstoffen".

Einige der Rohrkörper seien mit Nägeln präpariert gewesen. "Inwieweit all das funktionstüchtig gewesen wäre, wird jetzt untersucht", so Reul. Die Polizei stellte außerdem "ausländerfeindliches und rechtsextremes Material" sicher. Darunter befinden sich zum Beispiel rechtsextreme, antisemitische und antimuslimische Schriftstücke.

Laut Innenminister Reul gebe es Hinweise, dass der 16-Jährige psychische Probleme und Suizidgedanken hat: "Die gefundenen Aufzeichnungen können als Hilferuf eines jungen Mannes gelesen werden."

Schüler bisher unauffällig

Der 16-Jährige und seine Eltern wurden den ganzen Donnerstag über befragt. Laut Polizei ist der Junge bisher nicht auffällig geworden. Auch in städtischen Einrichtungen ist die Familie nicht bekannt. Ein Lehrer bestätigte dem WDR gegenüber, dass der Schüler bisher immer unauffällig gewesen sein soll. Er habe sich demnach erst in letzter Zeit etwas verändert.

Der stellvertretende NRW-Ministerpräsident, Joachim Stamp (FDP), teilte bereits am Donnerstag Vormittag über Twitter mit, dass es sich um einen mutmaßlichen Nazi-Terroranschlag handelt. Seit der Bekanntgabe der Durchsuchungen hatte es viele Gerüchte dazu gegeben.

Bei den betroffenen Schulen ist der Schreck groß gewesen:  "Die Schulgemeinschaft ist schockiert und bestürzt über den offenkundig geplanten Anschlag", heißt es auf der Internetseite des Don-Bosco-Gymnasiums.

Auch bei den Eltern herrscht Fassungslosigkeit. "Gott sei Dank ist es nicht passiert. Das geht einem schon nah, wenn man bedenkt, was hätte passieren können", sagte der Schulpflegschaftsvorsitzende Michael Könen, dessen Tochter am Gymnasium derzeit das Abitur macht.

Darum sind zwei Schulen betroffen

Sprengstoffspürhund im Einsatz | Bildquelle: WDR/ Alicia Theissen

Der festgenommene Jugendliche war vorher Schüler auf der Realschule, sei aber vor kurzem auf das Gymnasium gewechselt. Deshalb sind gleich beide Schulen betroffen, die bis zum Donnerstagnachmittag durchsucht wurden. Gefunden wurde dabei aber nichts.

Die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz.