Mit dem Rollstuhl: Vater und Sohn joggen vom Niederrhein bis ans Meer
Stand: 18.11.2024, 15:17 Uhr
Als Daniel Buschatz' neugeborener Sohn auf der Kinderintensivstation liegt, gibt er ihm ein Versprechen. Jetzt, 13 Jahre später, hat er es erneut eingelöst - nun allerdings zu Fuß. Über einen ganz besonderen Spendenlauf von Neukirchen-Vluyn bis ans Meer.
Von Yunus Gündüz (Text) und Jessika Westen (Multimedia)
"Niklas, ich sehe die Nordsee", ruft Daniel Buschatz. Der 45-Jährige joggt über den Deich auf die Küste zu. Niklas jauchzt vor Freude und der Wind pfeift. Buschatz hat bereits über 300 Kilometer zurückgelegt und mit den letzten Metern erfüllt er Sohn Niklas ein Versprechen, das fast genauso alt ist, wie der 13-Jährige selbst. "Irgendwann fahren wir zusammen ans Meer", flüsterte der Vater ihm damals ins Ohr. Da lag der neugeborene Niklas auf der Kinderintensivstation. Und nun will sein Vater das Versprechen nochmal auf ganz besondere Weise einlösen.
Vor der Geburt von Niklas gab es Komplikationen, er musste früher geholt werden. Schon als Baby hatte er immer wieder Anfälle. Dadurch hat sein Gehirn schon mehrfach zu wenig Sauerstoff bekommen. Erst später diagnostizieren die Ärzte Epilepsie. Schätzungsweise sind jährlich zwei bis vier Neugeborene pro 1000 Geburten in Deutschland von Sauerstoffmangel vor oder unmittelbar nach der Geburt betroffen.
Gute Stimmung auf dem Weg
"Heja ho, heja heja heja ho". Immer wieder singt Daniel Buschatz auf dem Weg zum Meer. Niklas strahlt. Seine Augen sind eigentlich voll funktionsfähig, aber die Signale können nicht ans Gehirn übermittelt werden. Blindheit ist eine der möglichen Folgen bei schweren Hirnschäden durch Sauerstoffmangel. Wie viel Niklas von seiner Umgebung wahrnimmt, ist nicht klar, aber Daniel Buschatz ist sich sicher: "Er nimmt die ganze gute Stimmung wahr, alles was mit Natur zu tun hat, mit Emotionen, wenn ich glücklich bin." Um mobil zu sein, nutzen seine Eltern einen Rollstuhl, denn Niklas ist auch in seine Beweglichkeit stark eingeschränkt.
359 Kilometer haben die beiden samt Gepäck zurückgelegt
Für die Tour ans Meer sind sie mit einem Jogger-Rollstuhl unterwegs, den sein Vater 359 Kilometer von Neukirchen-Vluyn bis nach Norddeich geschoben hat. Jeden Tag etwa 20 bis 30 Kilometer, in 13 Etappen aufgeteilt. Dabei hat er nicht nur Kleidung zum Wechseln und Lebensmittel für sich und seinen Sohn, sondern auch jede Menge Gepäck für die Versorgung von Niklas. Denn bei dem 13-Jährigen muss nachts ständig beobachtet werden, ob Sauerstoffsättigung und Herzfrequenz okay sind.
Versprochen ist versprochen
Viel könnte schiefgehen: Vater Buschatz kann sich verletzen, der Rollstuhl kann kaputtgehen, die Suche nach barrierefreien Unterkünften ist nicht leicht und Niklas könnte einen Anfall kriegen. Warum also die Reise auf sich nehmen? Mit ihrer Reise sammeln Vater und Sohn Spenden. Die gehen an das Kinderhospiz Bethel, das sich regelmäßig um Niklas kümmert. Und dann ist da eben noch dieses eine Versprechen, das Daniel Buschatz seinem Sohn vor knapp 13 Jahren gegeben hat. Das hat er nach 359 Kilometern und zwei Wochen wieder eingelöst: Die beiden sind am Meer - dieses Mal als rollendes Jogger-Team.
Über dieses Thema haben wir auch am 17.10.2024 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Duisburg, 19.30 Uhr