Eine Ehrenamtliche steht zwischen Gemüsekisten und grinst.

Wie steht es um die Spendenbereitschaft bei der Paderborner Tafel?

Stand: 11.12.2023, 16:37 Uhr

Die Jahresbilanz des Deutschen Spendenrats ist ernüchternd: Es spenden so wenige Menschen, wie zuletzt 2005. Das ist ein Problem vor allem für gemeinnützige Organisationen, wie etwa die Tafel in Paderborn. Hier geht ohne Spenden gar nichts. Wie ist das in der Vorweihnachtszeit?

Von Katharina Böhmer

Geschäftiges Gewusel in der Ausgabestelle in Paderborn. Ehrenamtliche tragen Kisten voller gespendeter Lebensmittel aus dem Transporter. In einer Stunde kommen die Kunden und Kundinnen. "Also die Lebensmittelspenden haben sich nicht wirklich geändert," sagt Vera Jennebach. Sie leitet die Tafel Paderborn, sagt aber: "Beim Brot merkt man schon, dass auch die Läden anders kalkulieren."  

Großspenden fehlen

Im Vordergrund steht ein Laster mit der Aufschrift Tafel Paderborn. Dahinter eine Schlange von wartenden Menschen.

Die Schlange vor der Tafel Paderborn

Im Moment herrscht Aufnahmestopp bei der Tafel. Das sei zum Ende des Jahres immer so. "Mittlerweile versorgen wir 1700 Haushalte, das wird immer mehr durch den Krieg", sagt die Tafel-Leiterin. Hier spüre man direkt, wie sich die politische Weltlage verändert. "Der Zudrang ist extrem."

Draußen bildet sich langsam eine Schlange. Kassiererin Frieda Siemens kommt dazu. Sie kennt die Finanzen genau: "Die größeren Spenden von Firmen sind bisher ausgeblieben oder waren geringer." Sie sei aber optimistisch, vielleicht fiele es einigen auch erst im Januar ein. Bei den Privatspendern gäbe es dagegen keine spürbare Veränderung. Ihre Stimme wirkt aufgeweckt und zuversichtlich.

Spendenbereitschaft saisonal

"Ich bin hoffnungsvoll, die Leute sind schon spendenbereit", so Kassiererin Siemens. Die meisten spendeten monatlich kleine Beträge als Dauerauftrag. Bei der Tafel merke man außerdem einen saisonalen Unterschied. "Weihnachten sind die Menschen spendenfreudiger", sagt Leiterin Jennebach und stimmt ihrer Kollegin zu.

Eine Frau mit rötlichen Haaren, Brille und rosa Strickpulli steht vor Gemüsekisten

Leiterin Vera Jennebach ist zufrieden mit den Spenden.

Vera Jennebach hat sich schon die Jacke angezogen. Gleich fährt sie nach Bad Lippspringe. Dort sammelt die Tafel Weihnachtspäckchen. Dabei habe sie "ein komisches Gefühl." Päckchen mit Lebensmitteln, Süßigkeiten und kleinen Geschenken sollen den Bedürftigen eine Freude machen. Jeder der 1700 Haushalte soll eines bekommen. "Bisher hat es immer geklappt", so die Leiterin, aber schaut dabei nervös durch ihre Brille auf und ab. "Die Päckchen fehlen, sonst wurden vorher schon mehr abgegeben", ruft eine Ehrenamtliche, die gerade die Obstkisten sortiert.

Spenden zu Feiertagen

Einige Kunden und Kundinnen, die eben noch im Regen gewartet haben, stöbern jetzt durch den Tafel-Second-Hand-Laden nebenan. Rina Sommer arbeitet hier ehrenamtlich und berät gerade eine Dame, die eine neue Winterjacke sucht. "Also Kleidung wird immer gespendet, solange die Leute etwas Neues kaufen." Aber es fehle an modernen Sachen.

Ein grauhaariger Mann mit schwarzer Brille und Schiebermütze blickt in die Kamera.

Werner Lammert spendet jedes Jahr Geld und einen Geschenkkorb.

Ein großer Mann mit schwarzer Schiebermütze betritt den vollgestopften Laden. "Kann ich hier einen Spendenkorb abgeben?" - "Nebenan." Der Mann heißt Werner Lammert, er wohnt direkt um die Ecke: "Wir spenden immer zu Weihnachten: Geld und einen Korb mit Lebensmitteln", sagt der Rentner. An seinem Spendenverhalten habe sich nichts verändert: "Wir haben genug und können etwas abgeben."

Ehrenamtliche Helfer optimistisch

Vor der Tür setzt sich die Schlange in Bewegung. Die Ausgabe beginnt. Frieda Siemens steht mit der Kasse am Eingang und kontrolliert die Abholausweise. 2,50 Euro zahlt jeder Erwachsene. Eine Frau mittleren Alters legt mehrere kupferne Münzen auf die Theke. "Das ist zu viel", sagt die Kassiererin und die Dame steckt die zwei Cent Münze hastig wieder ein. "Hoffentlich läuft es noch lange gut, die Leute brauchen uns", merkt Siemens an, nachdem sie gerade jemanden abweisen musste.

Die Tafel verteilt Lebensmittel an Bedürftige

Eine Mitarbeiterin verteilt Lebensmittel an Bedürftige

Aber ihre Kollegin Jennebach ist optimistisch: "Wir sind gut über die Runden gekommen und hoffen, dass das auch so bleibt."

Paderborner spenden regional

Aktuell gibt es bei der Paderborner Tafel also keinen Grund zur Sorge, die Spendenbereitschaft sei da und auch in der Paderborner Innenstadt ist ein ähnlicher Trend zu erkennen: "Alles wie immer." Über Geld spreche man nicht und so wollten die meisten Passanten und Passantinnen in diesem Artikel nicht namentlich erwähnt werden. Aber: "Wir haben einen Dauerauftrag, der gezielt beim DLRG landet", sagt etwa ein Paar. Man wisse ja oft nicht, was mit dem Geld passiere.

Eine andere Passantin spende immer mal wieder Beträge an den Tierschutz und das örtliche Tierheim. "Da weiß ich, wo es landet." So gehe es auch vielen anderen Paderborner Bürgerinnen und Bürgern. Sie achteten auf Regionalität und spenden vermehrt zur Weihnachtszeit.