Eine Gruppe Jugendlicher in der Dortmunder Innenstadt steht um einen großen Metallzylinder herum, einige haben aufgeblasene Luftballons in der Hand. Der Zylinder enthält Lachgas, die Jugendlichen atmen das Gas aus den Ballons ein. Warum er das Gas nimmt? „Weil's Spaß macht“, sagt einer der Jungs und nimmt einen tiefen Zug aus dem schwarzen Ballon in seiner Hand.
Lachgas kann in Deutschland jeder legal kaufen
Die größten Lachgasflaschen bekommt man am Kiosk schon für rund 70 Euro. Das reicht für 250 Ballons.
Lachgas gilt in Deutschland nicht als Droge, es ist frei verkäuflich, ohne Altersbeschränkung. Wer Lachgas einatmet, kann für ein paar Sekunden bis zu einigen Minuten komplett die Kontrolle über sich verlieren. Für viele ist genau das der Kick - doch der kann gefährliche Folgen haben.
Verkehrsunfälle im Lachgasrausch
Immer wieder kommt es zu Autounfällen, bei denen die Polizei am Unfallort Lachgaszylinder findet. „Wir haben in letzter Zeit Verkehrsunfälle aufgenommen, bei denen es ganz klare Anhaltspunkte gibt, dass der Fahrer Lachgas konsumiert haben könnte“, so Felix Groß, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Dortmund.
Auf einem Parkplatz am Rand des innerstädtischen Rings in Dortmund stehen zwei junge Männer vor ihren Autos. „Ich habe schon oft Fahrer gesehen, die sich hier treffen und sich das Lachgas direkt am Steuer aus den Ballons ziehen und dann auf den Ring fahren“, erzählt einer der Männer. „Die wissen halt, dass das Gas nicht nachweisbar ist.“
Polizei: „Wir sind machtlos“
Viele Jugendliche füllen das Lachgas in Luftballons und atmen es daraus direkt ein.
Tatsächlich kann man Lachgas im Blut nicht nachweisen. Für die Polizei ist das ein großes Problem: Denn das Fahren im Lachgasrauch ist eine Straftat. „Aber ohne Zeugenaussagen haben wir kaum eine Möglichkeit, dem Fahrer den Lachgaskonsum nachzuweisen, sagt Michael Mertens, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in NRW. „Da sind wir machtlos".
Dortmunder Polizei findet immer häufiger Lachgas in Autos
Auch bei Fahrzeugkontrollen findet die Polizei Dortmund immer häufiger Lachgaszylinder. In solchen Fällen schreibt die Polizei eine Anzeige wegen fehlender Ladungssicherung, mehr können die Beamten meistens nicht tun. Aktuell gibt es keine deutschlandweite Statistik darüber, wie häufig die Lachgaskartuschen bei Kontrollen gefunden werden. Zahlen der Polizei Dortmund lassen aber erahnen, wie groß das Problem mit Lachgas am Steuer ist: 34 solcher Anzeigen hat diese im Jahr 2023 geschrieben, 2024 waren es bislang 102 Anzeigen. Ein Anstieg von 200 Prozent innerhalb nur eines Jahres. Die Zahlen hat das Polizeipräsidium Dortmund erfasst und liegen dem WDR vor.
Die Fahrer sind fast immer männlich und sehr jung – im Durchschnitt knapp 23 Jahre alt. „Für uns deuten die Zahlen darauf hin, dass Lachgas auch immer häufiger vor oder während der Fahrt konsumiert wird“, sagt Felix Groß von der Polizei Dortmund.
Niederlande haben Lachgas bereits verboten
Die Gewerkschaft der Polizei fordert ein Verkaufsverbot von Lachgas, um den Konsum einzudämmen und die Straßen sicherer zu machen. Das plant auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Die Niederlande sind da schon einen Schritt weiter: Dort sind Besitz und Verkauf von Lachgas seit letztem Jahr verboten. Vorher gab es in dem Land innerhalb von nur drei Jahren 63 tödliche Verkehrsunfälle unter Lachgaseinfluss.
Quellen:
- Polizeipräsidium Dortmund
- Gewerkschaft der Polizei NRW
- WDR-Reporter vor Ort
Über dieses Thema berichten wir im WDR am 25.11.2024 auch im Hörfunk: WDR 5 Morgenecho, ab 6 Uhr.