Drogenszene Münster: Crack und Freebase auf dem Vormarsch

05:58 Min. Verfügbar bis 28.08.2025

Drogenszene Münster: Crack und Freebase auf dem Vormarsch

Stand: 28.08.2023, 18:00 Uhr

Die Drogen "Freebase" und "Crack" bereiten den Städten immer mehr Sorgen. In Münster lässt sich beobachten, wie sie sich in der Drogenszene rasend schnell verbreiten.

Von Heike Zafar

Die auf Kokain-Basis hergestellten Drogen bringen die Konsumenten schnell in eine psychische Abhängigkeit. "Die Leute sind alle stoffgesteuert, das Zeug hat gesiegt“, sagt der Mann, der sich "Professor Tai" nennt. Mit "Zeug" meint er die Droge Freebase, wahlweise auch Crack.

Er selbst raucht es auch, "aber nicht so viel wie die anderen hier“, sagt er und meint die vielen Leute, die sich wie jeden Tag auf dem engen Bürgersteig vor der Drogenberatungsstelle "Indro“ in Münster versammelt haben.

"Wie Gewitter im Kopf"

"Professor Tai" ist einer der Ältesten hier in der Szene. Er ist vor kurzem 60 geworden, trägt Krawatte und Hemd, und strahlt schon deshalb eine gewisse Seriosität zwischen all den anderen aus.

Er selbst rauche Freebase und Crack auch, aber "nur zwei bis drei Pfeifen  am Tag“. "Das ist, als wenn man Gewitter im Kopf hat - das kitzelt, man ist extrem gespannt. Das macht aber auch aggressiv, die Leute rennen den ganzen Tag hinter dem Scheiß her“, sagt er.

Crack und Freebase sorgen für "Sekundenkick"

Olafs Hauptdroge ist  Heroin, aber auch er raucht Crack oder Freebase. "Du willst es sofort wieder tun, wenn du es einmal gemacht hast“, so seine Erfahrung. “Dabei ist es nur ein Sekundenkick, aber es macht gierig, du willst mehr und immer mehr.“

Er selbst ist 58 und hat fast sein ganzes Leben mit Drogen verbracht. "Ich hab es an die Wand gefahren“, sagt er, „ich habs versaut: rein in den Knast, raus aus dem Knast“, dadurch habe er auch seinen Sohn verloren, so wie eigentlich alles.

Drogenberatungsstelle wird immer voller

"Seit zwei bis drei Jahren sind Freebase und Crack hier auf dem Vormarsch, und das hat vieles verändert“, sagt Stefan Engemann, der Leiter der Drogenberatungsstelle Indro. Die Gruppe der Leute, die sich regelmäßig vor der Eingangstür zum Indro treffen, werde immer größer und die Aggressivität nehme deutlich zu, sagt er.

"Crack und Freebase machen wach, die Leute schlafen nicht mehr, und weil sie so unzuverlässig sind, kann man kaum mit ihnen arbeiten."

Zwei Kabinen für kontrollierten Konsum

Die Drogenberatungsstelle platzt inzwischen aus allen Nähten. In dem engen gelb gefliesten Konsumraum gibt es zwei Kabinen, wo die Abhängigen hinter einem Plastikvorhang Crack oder Freebase rauchen dürfen.

Hier sind sie unter Kontrolle. Eine der medizinisch geschulten Indro-Mitarbeiterinnen ist immer dabei und kann im Notfall schnell Hilfe leisten. "Es bräuchte aber deutlich mehr Platz“, sagt Stefan Engemann. Dass die Crack-Welle bald wieder abnehmen könnte, daran glaubt er nicht.