Alkohol- und Bettelverbot in der Krefelder Innenstadt
Stand: 15.03.2023, 17:31 Uhr
Die Stadt will etwas für die Abhängigen tun, gleichzeitig aber auch den Theaterplatz wieder sauber und sicher machen. Das Alkohol- und Drogenverbot gilt ab Mittwoch - und zwar in großen Teilen der Krefelder Innenstadt.
Jahrelang war der Krefelder Theaterplatz der Treffpunkt der örtlichen Drogenszene. Jetzt ist das Trinken von Alkohol hier verboten. Am Mittwoch ist der Platz wie leergefegt, nur ein einzelner Mann schläft seinen Rausch aus.
Doch das Problem scheint nicht gelöst, sondern nur verlagert. Die Szene hat sich einen anderen Ort gesucht - in einer versteckten Gasse, nahe des Theaterplatzes. Der Ordnungsdienst löst die kleine Versammlung am Mittwoch ganz schnell wieder auf.
Verbot im Umkreis von Spielplätzen und Schulen
Trotzdem: ohne Verbot ging es nicht mehr, so die Stadt. Denn die Probleme mit der Drogenszene in Krefeld hatten sich in den vergangenen Jahren immer mehr zugespitzt. Vor allem wegen der Situation auf dem Vorplatz des Krefelder Theaters hatten sich Bürgerinnen und Bürger regelmäßig beklagt.
Dagegen will die Stadt mit dem "Stärkungspakets Innenstadt" angehen. Einer der Bausteine des Pakets ist das Alkohol- und Drogenverbot. Es gilt im Umkreis von 100 Metern rund um zahlreiche Einrichtungen und Plätze. Dazu gehören beispielsweise Eingangsbereiche von Kindergärten, Spielplätze, Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen.
Viele unterstützen die Maßnahme. "Finde ich super. Dann fühlt man sich einfach wohler, wenn man zum Theater oder zur Mediothek will", sagt eine Passantin.
Alkoholverbot stößt auf Gegenwind
Doch nicht alle befürworten die Strategie der Stadt. Lothar Wilhelms von einem Krefelder Sozialbündnis findet das falsch: "Wir sehen das überhaupt keine Lösung der sozialen Probleme darin. Auch arme Menschen sind Teil der Stadt."
Auch der Krefelder Bürgermeister Karsten Ludwig (Bündnis 90/Die Grünen) sieht das Verbot kritisch. Er will es gemeinsam mit dem Anwalt Jasper Prigge für unwirksam erklären und zieht vor das Oberverwaltungsgericht in Münster.
Prigge hatte vor fünf Jahren schon einmal erfolgreich gegen ein Alkoholverbot - damals in der Duisburger Innenstadt - geklagt. Die Stadt Krefeld kennt dieses Urteil und hat das Verbot von Alkohol- und Drogenkonsum deshalb nicht für die gesamte Innenstadt ausgesprochen, sondern nur im 100-Meter-Umkreis um sensible Punkte. Wann das Oberverwaltungsgericht über das Verbot entscheidet, ist noch unklar.
Auch Betteln ab sofort eingeschränkt
Auch das Bettelverbot tritt am Mittwoch in Kraft. Es wurde bereits im vergangenen Jahr vom Krefelder Stadtrat beschlossen. Laut einer Pressemeldung der Stadt Krefeld umfasst das Verbot "das aggressive Betteln durch hartnäckiges Ansprechen, Beleidigen, Verfolgen, Berühren, In-den-Weg-stellen oder Blockieren des Weges, dazu auch das bandenmäßige und organisierte Betteln, das verkehrlich behindernde Betteln sowie das Betteln gemeinsam mit Kindern und Tieren".
Ordnungskräfte sollen dafür sorgen, dass die neuen Regeln eingehalten werden. Der kommunale Ordnungsdienst sei für die neuen Aufgaben personell verstärkt worden.
Drogenhilfezentrum soll Konsum von der Straße wegbringen
Neben dem Alkohol- und Bettelverbot hat die Stadt Krefeld noch eine weitere Maßnahme gegen das Drogenproblem ergriffen: ein neu eröffnetes Drogenhilfezentrum. Das soll Suchtkranken einen geschützten Raum bieten und den offenen Drogenkonsum auf der Straße reduzieren. Hier können sie unter ärztlicher Aufsicht Drogen konsumieren, sich medizinisch behandeln lassen oder einfach nur einen Kaffee trinken.
Die Einrichtung hatte schon im Vorfeld für viele Diskussionen gesorgt. Scharfe Kritik kam vor allem aus der Nachbarschaft.
Über dieses Thema berichten wir auch im WDR Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Düsseldorf am 15.03.2023 ab 19:30 Uhr.