Der Corona-Impfstoff des Herstellers Astrazeneca wird in Deutschland jetzt auch für Menschen ab 65 Jahren empfohlen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat am Donnerstag in Berlin mitgeteilt, die Impfung mit dem Mittel "für alle Altersgruppen, entsprechend der Zulassung zu empfehlen". Das heißt: Der Stoff, der in Deutschland eigentlich nur Menschen zwischen 18 und 64 Jahren verabreicht werden sollte, kann jetzt auch an Ältere verimpft werden. Die bekamen bisher nur die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer.
Neue Daten aus Schottland und England
Die Entscheidung für diese Ausweitung ist gefallen, weil es neue Studiendaten gibt, teilte die Stiko mit. Die seien erst in den letzten Tagen vorab veröffentlicht worden und belegten "eindrücklich", dass der Impfstoff eine Covid-19-Erkrankungen und vor allem schwere Krankheitsverläufe verhindere, so das Gremium mit Blick auf die Daten aus England und Schottland, wo Astrazeneca breit eingesetzt wird.
Stiko reagiert auf Vorbehalte
Damit hat die Stiko auch die Daten zur Wirkung bei Älteren, die ihr bisher fehlten. Eine offizielle Impfempfehlung gibt es bisher aber nicht, nur die Vorab-Erklärung - damit wollte das Gremium der außergewöhnlichen Situation und dem großen Informationsbedürfnis der Bevölkerung Rechnung tragen, heißt es in der Stellungnahme. Hintergrund: In Deutschland machte Astrazeneca Negativ-Schlagzeilen, weil die Nebenwirkungen angeblich zu groß waren. Viele Menschen sagten Impftermine ab oder erschienen gar nicht erst, etliche Impfdosen blieben liegen.
NRW: 750.000 Menschen könnten eigentlich zusätzlich geimpft werden
Daraufhin beschloss die NRW-Landesregierung, die Impfaktion ab dem 8. März auszuweiten: Ab kommenden Montag können sich Ärzte, Polizisten, Erzieher, Kita-Beschäftigte oder Menschen mit chronischen Erkrankungenen mit Astrazeneca impfen lassen. Alles in allem sind das 750.000 Menschen, denen ein zusätzliches Impfangebot gemacht wird.
Schlag für NRW-Impfaktion
So hatte es das NRW-Gesundheitsministerium zumindest geplant. Aber jetzt könnte die Zulassung von Astrazeneca auch für Ältere bedeuten, dass die zuerst bedient werden. Nicht die Über-70-Jährigen - die sind vermutlich ohnehin erst Ende April, Anfang Mai an an der Reihe.
Aber Lehrer oder Polizisten müssten warten. Die Impfung dieser Gruppen werde "natürlich nicht mehr so schnell gehen", befürchtet Minister Karl-Josef Laumann (CDU). Bis Ende März habe NRW nur eine Million Astrazeneca-Dosen zur Verfügung.
Zwei Vorteile von Astrazeneca
Das Land will stärker auf Astrazeneca setzen, weil die angebrochenen Ampullen sechs Tage gelagert werden können - anders als der Impfstoff von Biontech/Pfizer, das innerhalb von vier Stunden verimpft werden muss. Außerdem könnten mehr mehr Menschen geimpft werden, wenn sie nicht nach neun, sondern nach zwölf Wochen ihre zweite Dosis bekämen. Die Studien aus Schottland und England, auf die sich die Stiko jetzt beruft, decken diese Praxis: Der Impfstoff sei mit diesem größeren Abstand wirksamer.
Nachrückermodell in Köln
Zwischenzeitlich gibt es in Köln bereits aktuell ein konkretes Nachrückermodell: Wenn Termine abgesagt werden, bekommen Menschen in der ersten und der zweiten Prioritätengruppe, die bisher noch nicht dran waren, die Möglichkeit sich impfen zu lassen. Wer die Impfdosis letztendlich bekommt, entscheidet eine Ethikkommission.
Ein zusätzliches Angebot für Lehrer
In Krefeld können sich bereits ab Dienstag Grundschullehrerinnen und -lehrer impfen lassen, weil dort Astrazeneca-Impfstoff übrig ist. "Nun hoffen wir, dass bei der nächsten Sonderaktion das Personal in den Krefelder Kitas drankommt", sagte Stadtdirektor Markus Schön.
In Münster werden inzwischen auch Personengruppen zu Impfterminen eingeladen, die zu Beginn der Astrazeneca-Impfungen noch kein Impfangebot bekommen haben. Dazu gehören Ärztinnen und Ärzte, die Hausbesuche in stationären Pflegeeinrichtungen machen, und auch Zahn-, Hals-Nasen-Ohren- und Kinderärztinnen und -ärzte.