Der Essener Virologe Ulf Dittmer rechnet im Herbst und Winter mit einem Anstieg bei den saisonalen Infektionskrankheiten. Das Coronavirus verändere sich und könne Menschen dadurch immer wieder neu infizieren. Mit vielen schweren Covid-19-Verläufen rechnet Dittmer allerdings nicht. "Die meisten Menschen sind gegen Corona geimpft und haben ein oder zwei Infektionen durchgemacht. Diese Grundimmunität schützt uns hervorragend vor schweren Krankheitsverläufen - da kann sich das Virus noch so verändern."
Auch Virologin Ulrike Protzer von der TU München sieht derzeit keinen Grund zur Beunruhigung. Derzeit gebe es keinen Hinweis darauf, dass die neuen Corona-Varianten gefährlicher sind als die bereits früher kursierenden Viren, sagte sie kürzlich dem Bayerischen Rundfunk.
Dennoch sind viele Menschen bei Erkältungssymptomen wie Husten und Schnupfen immer noch alarmiert. Ist es nur eine banale Erkältung? Oder doch Corona? Viele haben noch einen Vorrat an Schnelltest aus dem Jahr 2022 zuhause, die sie dann zu Rate ziehen. Aber sind die überhaupt noch verlässlich? Fragen und Antworten.
Wie lange sind Corona-Schnelltests haltbar?
Schnelltests sind gewöhnlich mit zwei Datumsangaben versehen: dem Produktionsdatum und dem Haltbarkeitsdatum. Letzteres gibt die Mindesthaltbarkeit bei sachgemäßer Aufbewahrung des Selbsttests. In der Regel sind die Tests nach der Produktion ein Jahr lang haltbar. Wenn die Tests allerdings in einem zu warmen Umfeld aufbewahrt wurden, kann die Haltbarkeitsdauer auch kürzer ausfallen.
Laut Bundesgesundheitsministerium empfehlen die Hersteller in aller Regel eine Lagerung zwischen fünf und 30 Grad. Außerdem sollten die Tests nicht direkter Sonnenstrahlung ausgesetzt werden. Aber auch eine Aufbewahrung im Kühlschrank wird nicht empfohlen: Denn wenn bei der Anwendung ein großer Unterschied zwischen der Raumtemperatur und dem Test besteht, könne es zu falsch-negativen Ergebnissen kommen.
Besonders anfällig sind dabei laut Paul-Ehrlich-Institut die Entwicklerflüssigkeit und der Teststreifen selbst, weil die verwendeten Chemikalien sich mit der Zeit verändern können. Die Wattestäbchen können hingegen fast unbegrenzt lang verwendet werden.
Erkennen ältere Tests die aktuellen Corona-Varianten überhaupt?
Derzeit sind vor allem zwei Varianten im Umlauf: Das ist einmal Eris (EG.5), eine weitere Mutation der Omikron-Variante. Deutlich stärker mutiert ist die neue Variante Pirola (BA.2.86), die seit Mitte September auch in Deutschland nachgewiesen wurde. Mit beiden Varianten sollten die älteren Schnelltests keine großen Probleme haben, sagt Ruth Schulz aus der Wissenschaftsredaktion des WDR. "Die Tests erkennen die neuen Varianten noch, weil sie auf ein bestimmtes Eiweiß im Virus reagieren, das sich nicht mit jeder Variante verändert."
Falls das Haltbarkeitsdatum noch nicht überschritten sei, lohne es sich also gewöhnlich nicht, neue Tests zu besorgen.
Können auch abgelaufene Tests noch verbraucht werden?
Wenn das Mindesthaltsbarkeitsdatum noch nicht lange überschritten wurde und die Tests ordentlich gelagert wurden, dann können sie durchaus verlässliche Ergebnisse liefern. Aber: "Wenn man einen ernsthaften Verdacht hat, sich eine Infektion zugezogen zu haben, dann würde ich doch raten, einen neuen Test kaufen", sagt Wissenschaftsjournalistin Schulz. Das Plus an Sicherheit koste nicht viel - Schnelltests gebe es in Drogeriemärkten bereits für etwa 1,90 Euro pro Stück.