Friseure öffnen wieder: Erste Kunden um Mitternacht

Stand: 01.03.2021, 12:19 Uhr

00:01 Uhr: waschen, schneiden, legen. Nach wochenlanger Schließung dürfen die Friseure wieder öffnen - mit Hygiene-Auflagen und Beschränkungen von Kunden-Terminen. Die Wiedersehensfreude ist auf beiden Seiten riesig.

Von Susanne Schnabel

"Wir sind überwältigt, hin und weg, sprachlos und dankbar", sagt die Duisburger Friseurin Sadiye Kisin. 500 Euro bezahlt bei ihr die Kundin für den ersten Haarschnitt um 0 Uhr. Die Summe will sie verdoppeln, damit am Ende 1.000 Euro als Spende an die Kindernothilfe in Duisburg gehen. "Auch wenn ich in einer schwierigen Lage bin, gibt es Menschen, denen es noch schlechter geht", sagt sie.

"Ich war total aufgeregt"

"Endlich wieder ein normales Leben", sagt Friseur Momo strahlend, während er geschickt mit flinken Händen, Kamm und Schere die Frisur seines Kunden wieder in Ordnung bringt. "Ich war total aufgeregt, so habe ich mich auf diesen Tag gefreut", erzählt er. Sein Chef Marc Helwig bedient parallel und genauso gut gelaunt einen Kunden. Der Inhaber des Mönchengladbacher Salons sagt, bei befreundeten Gastronomen und Einzelhändlern habe es keinen Neid gegeben, dass Friseure schon öffnen dürfen. "Im Gegenteil. Aber aus Solidarität fände ich es angebracht, dass die anderen jetzt nachziehen dürfen", so der Friseur.

Markus Prandzioch aus Waltrop im Kreis Recklinghausen hat zum Geburtstag von seiner Familie einen mitternächtlichen Friseurbesuch in Dortmund bei Marco Trapani geschenkt bekommen. "Mein Fünfzigster war gar nichts, aber an meinen 51. Geburtstag werde ich mich nun immer erinnern können. Es war jetzt auch echt dringend", so Prandzioch.

Existenzängste sorgten für schlaflose Nächte

"Ich habe das wirklich vermisst. Ich habe mich teilweise sehr ungepflegt gefühlt", sagt Elmar Buchta. Er hatte einen der ersten Termine bei Nicole Nysten in Erkelenz bekommen. Die Friseurin erzählt, nach so langer Zeit starte sie mit gemischten Gefühlen: "Ich habe die vergangenen Wochen sehr schlecht geschlafen. Ich hatte Existenzängste. Jetzt hoffe ich, dass wir die Hygieneregeln einhalten können."

"Das war höchste Zeit"

Harald Esser, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks (ZV), der einen Salon in Köln führt, versteht die Sorgen. Finanziell gesehen sei es höchste Zeit. "Seit zweieinhalb Monaten kam kein Cent mehr in die Kasse - das ist eine teure Angelegenheit." Er ist sich sicher, dass die 52.200 Friseurinnen und Friseure in NRW bestens vorbereitet sind und es kein Infektionsrisiko geben werde.

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