Maskenpflicht an NRW-Schulen nur in Klassenräumen

Stand: 17.06.2021, 12:24 Uhr

Dürfen die Schüler in NRW angesichts der guten Infektionslage die Masken ablegen? Vorerst wohl nicht. Auf Schulhöfen fällt die Maskenpflicht aber weg.

Die Temperaturen steigen, die Corona-Zahlen sinken. Trotzdem müssen die Schülerinnen und Schüler in NRW im Unterricht weiter Maske tragen - sogar an Grundschulen. Nach vielen Lockerungen stellt die Politik nun aber auch hier die Maskenpflicht auf den Prüfstand.

Am Mittwoch hat die Landesregierung beschlossen, die Maskenpflicht nur auf Schulhöfen abzuschaffen. Dabei hatte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) noch am Montag eine Stellungnahme verbreitet, in der sie Masken nicht einmal ausdrücklich erwähnte. Es werde "kontinuierlich überprüft", ob die "Vorgaben zur Einhaltung von Hygiene und Infektionsschutz an den Schulen in Nordrhein-Westfalen (...) noch angemessen und wirksam sind", hieß es darin.

Und: Weil der "Schulbesuch nicht freiwillig, sondern verpflichtend" sei, müssten andere Maßstäbe angelegt werden als in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens. Doch dann ging alles schneller.

Aerosolforscher rät zur Vorsicht

Wissenschaftler wie der Aerosolforscher Gerhard Scheuch halten ein Ende der Maskenpflicht noch für verfrüht - in Innenräumen. "Wenn man über die Maskenpflicht auf dem Schulhof spricht, bin ich sehr dafür, sie aufzuheben", sagte Scheuch dem WDR am Montag. "Bei den Klassenräumen wäre ich noch vorsichtig." Allerdings gebe es Ausnahmen: Wenn es sich um große Klassenräume handle, mit sehr guter Belüftung, wären Ausnahmen möglich.

Landesschülervertretung will auf Mediziner hören

"Stoppt die strenge Maskenpflicht auf dem Schulgelände", forderte Daniel Ackermann, der für die Bezirkschülervertretung Gütersloh aktiv ist, am Montag. Die Position der Landesschüler*innenvertretung (LSV) NRW ist das allerdings nicht. "Wir können das als LSV nicht einschätzen", sagte Johanna Börgermann vom Landesvorstand dem WDR. "Wir hören auf das, was die Medizin sagt. Das Wichtigste ist die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler."

Bundesregierung zurückhaltend

Am Sonntag hatte Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) die Länder aufgefordert, die Maskenpflicht zu überprüfen - auch an Schulen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach zeigten sich dafür offen - sofern die Inzidenzen vor Ort sehr niedrig seien.

In England war die Zahl der Corona-Fälle unter Schülern zuletzt wieder angestiegen. Zuvor hatte die Regierung die Maskenpflicht an Schulen gelockert.

AfD zieht Existenz der Pandemie in Zweifel

In einer "Aktuellen Stunde" hatte die AfD im NRW Landtag am Donnerstag gefordert, Schüler von der Maskenpflicht auch im Unterricht zu befreien. Titel: "Lasst die Kinder endlich atmen." Für Empörung bei den anderen Fraktionen sorgte gleich eingangs der AfD-Abgeordnete Helmut Seifen, als er die Existenz der Corona-Pandemie anzweifelte: Per Verordnung der "Obrigkeit" würden Kinder gezwungen, stundenlang mit "Atembremse" vor dem Gesicht zu arbeiten, während "die pandemische Lage nicht mehr existiert, wenn sie überhaupt je existiert hat".

"Hysterische Lehrkräfte laufen herum", so Seifen, und würden eklatant gegen ihre pädagogischen Pflichten verstoßen. Während Kinder nicht richtig atmen könnten, würde über den Sinn der Maske gar nicht erst nachgedacht, um die "Notstandslüge" und die "Macht der Obrigkeit" aufrechterhalten zu können.

Für die AfD in NRW bezog Seifen damit klar die Position der Verschwörungstheoretiker und Coronaleugner.

Empörte Reaktionen

Geschlossen zeigten sich die Sprecher von CDU, FDP, Grünen und SPD entsetzt über Seifens Worte. Der CDU-Abgeordnete Thorsten Schick sagte: "Nicht mehr atmen können 17.000 Menschen in NRW, die an Covid19 verstorben sind."

FDP-Abgeordnete Franziska Müller-Reich sagte, Schüler trügen die Maske seit mehr als einem Jahr "mit Fassung und Verantwortungsgefühl". Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) verwies auf die Fürsorgepflicht der Lehrer und versicherte, es werde "immer wieder geprüft", ob die aktuellen Vorgaben noch angemessen sind.

Landtagspräsident rüffelt Maskenverweigerer

Nicht zufällig wohl hatte Landtagspräsident André Kuper den Morgen mit einer strengen Ermahnung begonnen: Nachdem offenbar am Tag zuvor ein AfD-Abgeordneter ohne Maske durch den Landtag spaziert war, wies Kuper darauf hin, dass im gesamten Gebäude Maskenpflicht bestehe - vor allem, solange die Virusmutante auf dem Vormarsch ist. Wer das irgnoriere, verstoße gegen die parlamentarischen Ordnung.

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