"Jerusalema"-Challenge: erst tanzen, jetzt zahlen

Stand: 15.02.2021, 19:01 Uhr

Zu "Jerusalema" hat die ganze Welt getanzt - auch Ärztinnen, Pfleger und Sanitäter aus NRW haben Videos ins Netz gestellt. Ein Spaß, der teuer werden könnte.

Schritt nach vorne, viermal auftippen, wechseln und dazu mit den Hüften kreisen: Das schaffen auch Leute, die zwei linke Füße haben. Dazu eine Melodie, die sofort ins Ohr geht - kein Wunder, dass Menschen auf der ganzen Welt sofort bei der "Jerusalema-Challenge" mitmachten. Ein bisschen Spaß und Gemeinschaftsgefühl, transportiert per Video: Genau die richtige Ablenkung in Corona-Zeiten.

Auch in Deutschland waren Hunderte dabei: Klinikpersonal, Feuerwehrleute und ganze Polizeidienststellen, Spurensicherung inklusive. Nicht immer so schwungvoll wie bei den südafrikanischen Vorbildern, die die Beine zum Pop-Song von Master KG wirbeln lassen - schwere Stiefel und mehrlagige Krankenhaus-Schutzkleidung sind ja eher hinderlich. Aber die Freude am Gruppen-Tanz bleibt ansteckend.

Warner: Wer Werbung für sich machen will, soll zahlen

Der Spaß sorgt jetzt aber für mächtig Ärger. Denn der Konzern "Warner Music", dem die Lizenzen zum Lied gehören, will nachträglich Geld für die Verwendung des Songs. "Wenn Organisationen in Deutschland den Song nutzen, um sich selbst zu promoten, sollten sie sich unserer Meinung nach eine Synchronisationslizenz sichern", begründet der Konzern Medienberichten zufolge die Forderungen. Denn: Künstlerinnen und Künstler müssten für ihre Musik bezahlt werden. Der Konzern reagierte nicht auf Bitten um eine Stellungnahme.

Videos gelöscht, Drehs gestoppt

Die Forderungen haben jedenfalls konkrete Folgen. Das Video der Märkischen Polizei ist immer noch online, aber das NRW-Innenministerium hat die Gebühren für mehrere Polizeidienststellen schon beglichen. "Weitere Details können aus vertraglichen Gründen jedoch nicht genannt werden", heißt es dazu.

Bei der Feuerwehr wurden Videos von der Seite genommen oder gar nicht erst gedreht, nachdem eine Dienststelle Post von Warner bekommen und der Verbandschef per Rundmail warnte: Wegen der Rechtslage und dem daraus resultierenden finanziellen Risiko solle künftig geprüft werden, ob die Teilnahme an solchen Challenges "sinnvoll ist".

"Jerusalema" war gestern, heute ist Karneval

Soweit hat es die Düsseldorfer Uni-Klinik gar nicht erst kommen lassen. Sie hatte das Video schon routinemäßig gelöscht, ehe die Anfrage von Warner kam. Spaß-Videos produziert die Belegschaft aber weiterhin - diesmal einen digitalen Karnevalszug, passend zum Rosenmontag.

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