Corona im Pflegeheim: Mehr Hilfe und Schutz für die Ältesten dringend nötig

Stand: 04.12.2020, 14:56 Uhr

Die demografische Verteilung der Corona-Infektionen zeigt, dass der Inzidenzwert nur noch in der ältesten Bevölkerungsgruppe steigt. Wie kann man die Entwicklung stoppen?

Im Sommer waren es noch die Jungen - jetzt sind es die Alten, die sich besonders häufig mit Corona infizieren. Die Inzidenzwerte in Deutschland entwickeln sich in den verschiedenen Altersgruppen im Moment sehr unterschiedlich.

Die Fälle bei den Jüngeren nehmen ab

Zu Beginn des teilweisen Lockdowns im November lag der Inzidenzwert der Altersgruppe zwischen 25 bis 29 bei 220, bei der Gruppe der 20- bis 25-Jährigen war er sogar bei 255. Damit war die Infektionszahl so hoch wie bei keiner anderen Alterskohorte.

Mittlerweile hat sich die Lage gedreht: In fast allen Bevölkerungsteilen gehen die Inzidenzwerte leicht zurück, bei den 25- bis 29- Jährigen liegt die Inzidenz bei 175, bei den jüngeren bei 191. In fast allen anderen Bevölkerungsgruppen sinken die Infektionszahlen ebenfalls leicht.

Ausbrüche in Altenheimen nehmen zu

Eine Ausnahme gibt es und die wiegt besonders schwer: Bei den über 90-Jährigen liegt die 7-Tages-Inzidenz in der ersten Dezemberwoche bei 412, bei den über 85-Jährigen bei 253 und bei Menschen über 80 ist der Wert immerhin noch bei 142. Woran liegt das?

Ab 80 steigt die Pflegequote stark an. Bei den 80-Jährigen liegt sie schon bei knapp über 20 Prozent, ab 90 ist sie bei 60 Prozent. Seit Anfang Oktober nimmt der Anteil der Corona-Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen kontinuierlich zu. Seitdem wurden über 20.000 Fälle in diesem Umfeld gemeldet.

Ausbrüche in diesem Bereich sind zudem in der Regel größer, bei 97 Prozent dieser Ausbrüche sind fünf oder mehr Fälle betroffen. Ihr Anteil an allen Fällen im Ausbruchsgeschehen ist in den vergangenen Wochen stetig angestiegen.

Altenheime fordern Hilfe

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert deshalb mehr Hilfe für die Alten- und Pflegeheime in der Corona-Pandemie. Im Morgenmagazin von ARD und ZDF sagte Vorstand Brysch, FFP2-Masken seien in den Heimen weiter Mangelware. Außerdem fordert er personelle Unterstützung und praktische Hilfe vor allem bei den Schnelltests für Bewohner, Angestellte und Besucher.

Bundesgesundheitsminister Spahn (CDU) hält dagegen: Derzeit seien 90.000 Pakete mit medizinischen Masken unterwegs, zu über 30.000 Pflegeeinrichtungen in Deutschland, so Spahn, ebenfalls im Morgenmagazin von ARD und ZDF.

Dass ältere Menschen nicht per se häufiger infiziert sind, zeigt eine andere Entwicklung. In der Altersspanne zwischen 65 - 75 liegen die Inzidenzwerte bei unter 100. Damit sind sie - mit Ausnahme der Kleinkinder - die Bevölkerungsgruppe mit den wenigsten Corona-Infektionen. Laut Einschätzung des RKI ist das eine Kohorte, die besonders stark auf Hygienemaßnahmen achtet und noch nicht in Alten- oder Pflegeheimen lebt.

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