Personalmangel und teils lange Lieferzeiten erschweren die Umsetzung von Corona-Schnelltests zum Schutz von Bewohnern und Pflegepersonal im Alltag. Rund 1.000 Bewohner und ebensoviele Pflegekräfte in Alten- und Pflegeheimen in NRW haben sich bereits mit dem Coronavirus infiziert.
Damit es dort in den Wintermonaten nicht zu einer zu großen Ausbreitung und etlichen Schließungen kommt, sollten dort ab heute Corona-Schnelltests eingesetzt werden. In der Theorie sollten auch die Labore dadurch entlastet werden.
Testungen verzögern sich
Von Entlastung könne man nur träumen: Zunächst müsse jede Einrichtung aus rund 80 verschiedenen Tests eigenständig eine Auswahl treffen, bestellen und Schulungen des Fachpersonals in Kooperation mit Arztpraxen koordinieren, so Matthias Walbröl, Leiter DRK Seniorenzentrum Steinbach in Bonn. Bei ihm seien die Schnelltests zwar bereits am Samstag eingetroffen, das Personal werde aber erst kommende Woche geschult.
Somit verzögert sich die Testung wie bei vielen anderen Einrichtungen im Land hauptsächlich aus organisatorischen Gründen, teilweise auch wegen Lieferengpässen, wie Recherchen ergeben haben.
Kosten sollen übernommen werden
Das NRW-Gesundheitsministerium verwies heute darauf, dass Pflegeeinrichtungen gemäß der Auskunft des Bundesgesundheitsministeriums einen Anspruch auf Kostenerstattung für Tests und Personalaufwand hätten. Wie hoch die Vergütung sei, müsse nun schleunigst geklärt werden.
Laut Walbröls Informationen soll jede Testung mit 15 Euro bezuschusst werden, leider reiche das aber bei weitem nicht aus, um Arbeitszeit und Schutzmaterial für die Testung gänzlich abzudecken.
Personal jetzt schon am Limit
Waldbröl hält es auch künftig für unrealistisch, die angeordneten 150 Tests pro Woche durchführen zu können: „Allein die Entwicklung der Tests braucht schon bis zu 20 Minuten, wir gehen davon aus, dass wir mit der Durchführung 30 Minuten für einen Test brauchen. Das Personal haben wir nicht, das was wir haben ist jetzt schon am Limit.“
Andre Löckelt, Einrichtungsleiter des St. Josefhauses in Witten befürchtet schon eine Überlastung durch die Schulungen des Fachpersonals: „Wenn ich 20 Mitarbeiter eine halbe Stunde lang schule, sind das zehn Arbeitsstunden für mich, die fehlen mir in der normalen Versorgung. Es ist wieder nicht daran gedacht worden, was für eine Mehrbelastung das bedeutet.“
Roland Weigel von der Ruhrgebietskonferenz Pflege, einer Initiative der Arbeitgeber, ruft ehemaliges oder berentetes Pflegepersonal um Hilfe auf. Er hofft auch auf Unterstützung von Bundeswehr oder Sanitätern. „Wir brauchen Menschen, die jetzt mit anpacken.“
Keine Schnelltests für Besucher
Die im Schnitt rund 50 Besucher, die jeden Tag vorbeikommen, müssen weiterhin am Eingang Fieber messen lassen und eine Liste ausfüllen. Matthias Walbröl, der Leiter des DRK Seniorenzentrum Steinbach in Bonn will ebenso zunächst das Personal und die Bewohner mit Symptomen testen lassen.
Er kann sich nicht vorstellen, dass in naher Zukunft auch Besucher getestet werden können: „Das ist ein Wunschdenken, das sehen wir auch nicht, wenn wir uns ertüchtigt haben, das leisten zu können. Wenn wir am Eingang außer unserem Empfangspersonal noch eine Pflegefachkraft aufstellen müssen, das geht überhaupt nicht. Das ist illusorisch, das hinzubekommen.“ Es sei ja aber grundsätzlich eine gute Idee gewesen, so Walbröl weiter.