Um was für Impfstoffe handelt es sich?
Es gibt derzeit drei fortgeschrittene Impfstoff-Kandidaten. Sie stammen von den Firmen Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca.
Der Schutz des Impfstoffes des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer soll bei 95 Prozent liegen. Als erstes westeuropäisches Land hat Großbritannien die Notfallzulassung am Mittwoch erlaubt. Der Impfstoff stehe ab der zweiten Dezemberwoche zur Verfügung, teilte das Gesundheitsministerium mit.
Mit guten Daten macht auch der US-Pharmakonzern Moderna Hoffnung auf Schutz vor Corona. Der Impfstoff habe eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent, hieß es in einer Mitteilung. Der US-Pharmakonzern Moderna hat als erstes Unternehmen die Zulassung für einen Corona-Impfstoff in der EU beantragt.
Beim britisch-schwedische Pharmakonzern Astrazeneca, der mit der Universität Oxford einen Impfstoff entwickelt hat, liegt die Wirksamkeit je nach Dosis zwischen 62 und 90 Prozent. Das Mittel beruht auf einer herkömmlichen Herstellungsweise und ist ein Vektorimpfstoff. Vorteil: Er kann im Kühlschrank gelagert werden.
Wie sicher ist der Impfstoff? Welche Nebenwirkungen hat er? Wie lange wirkt er?
Laut Biontech seien keine schweren Nebenwirkungen registriert worden. Auch bei den Probanden von Moderna seien nur milde bis moderate Nebenwirkungen aufgetreten.
Die angegebenen Nebenwirkungen seien im Vergleich zu anderen Impfungen nichts Ungewöhnliches, sagt Sandra Ciesek. Die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt schränkt jedoch ein: "Erst wenn Sie den Impfstoff oder Medikamente in der Fläche anwenden, können auch noch seltene Nebenwirkungen auftreten, die sie in Studien nicht entdeckt haben, weil die Teilnehmerzahl begrenzt ist."
Auch bereits etablierte Impfstoffe können moderate Nebenwirkungen haben. Dazu gehören Schmerzen an der Impfstelle, vorübergehende Kopfschmerzen, Müdigkeit oder leichtes Fieber.
Es ist zudem noch unklar, ob die Wirkung des Impfstoffs mit der Zeit nachlässt und ob er in verschiedenen Gruppen - Junge und Alte, Gesunde und Vorerkrankte - gleich effizient ist.
Wann kommt der Impfstoff auf den Markt?
In Deutschland könnte die Lieferung des Impfstoffs Ende diesen Jahres beginnen, sollte es eine Genehmigung geben, so Biontech. Die EU-Arzneiaufsicht rechnet bis 29. Dezember mit einem Ergebnis. Der Impfstoff von Biontech und Pfizer ist am Mittwoch bereits in Großbritannien zugelassen worden.
Bis zum 12. Januar soll eine Entscheidung über das Vakzin des US-Konzerns Moderna fallen.
Der Weg für ein neues marktreifes Medikament ist in der Regel langwierig und mit vielen Tests verbunden. Angesichts der Corona-Pandemie wurden allerdings viele Verfahren verkürzt und beschleunigt.
Wer erhält den Impfstoff zuerst?
NRW-Ministerpräident Laschet ging am Dienstag davon aus, dass eine Million Impfdosen nach NRW gehen. Bundesweit stünden zum Jahresbeginn voraussichtlich zwischen fünf und acht Millionen Impfdosen zur Verfügung, sagte Bundesgesundheitsminister Spahn.
Der Deutsche Ethikrat, die Ständige Impfkommission und die Leopoldina haben eine Art Rangliste erstellt. Die ersten Impfdosen sollen demnach für Menschen sein, die ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf der Krankheit haben. Im zweiten Schritt sollen Menschen geimpft werden, die im Gesundheitswesen arbeiten, dann Einsatzkräfte wie Sanitäter, Feuerwehr und Polizei, dann Menschen mit vielen Kontakten wie Lehrer.
In NRW gibt es ähnliche Pläne: Erst sind Alte, Kranke und Pflegebedürftige dran.
Und wenn ich nicht zu diesen Gruppen gehöre?
Wann der Impfstoff für den Rest der Bevölkerung zugänglich ist, steht derzeit nicht fest. Man müsse erst sehen, wie gut es mit der Verträglichkeit und der Verteilung klappt, sagte WDR-Gesundheitsexpertin Christina Sartori. "Eventuell wird das im Sommer 2021 sein, aber da will sich niemand festlegen." Kinder und Schwangere würden als letzte Gruppen geimpft.
Wo bekomme ich den Impfstoff?
In NRW sollen über 50 Impfzentren entstehen. In Düsseldorf wird beispielsweise im Fußballstadion "Merkur Spiel-Arena" gepiekst. Dort können deutlich mehr Menschen als in Praxen geimpft werden. Außerdem sind die Impfzentren technisch besser ausgestattet: Der Impfstoff von Biontech/Pfizer muss sehr stark gekühlt werden. "Das kann man keinem Hausarzt zumuten", so WDR-Journalistin Sartori. Für Kranke und Alte soll es mobile Impftrupps geben, die in die Heime oder nach Hause kommen.
Wie lange dauert es, bis die Bevölkerung in NRW geimpft ist? Ist die Infrastruktur dafür vorhanden?
Um 60 Prozent der NRW-Bevölkerung zu impfen und so eine Herdenimmunität zu erreichen, müsste man ein Jahr lang täglich 60.000 Impfungen machen - auch samstags und sonntags. Da bei Impfungen wegen möglicher Komplikationen immer ein Arzt in der Nähe sein muss, droht eine Überlastung des Gesundheitspersonals. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte angeregt, dafür Ärzte aus dem Ruhestand zu holen.
Biontech hält das Ziel der Bundesregierung für realistisch, bis zum Sommer 70 Prozent der Bürger in Deutschland gegen Covid-19 geimpft zu haben. "Wir werden unser Bestes tun, damit das funktioniert. Wenn alle Fabriken hochlaufen, sollte es möglich sein, das Ziel zu erreichen", sagt der Finanzvorstand des Unternehmens, Sierk Poetting den "Stuttgarter Nachrichten".
Die Deutsche Post sieht sich dagegen für die Verteilung eines Corona-Impfstoffs gerüstet. Die Post könne auch Impfstoffe transportieren, die extrem gekühlt werden müssten. "Die Verteilung wird nicht an der Logistik scheitern", betonte Konzernchef Frank Appel.
Kommt eine Impfpflicht? Wie ist die Akzeptanz in der Bevölkerung?
Laut Bundesgesundheitsminister Spahn stehe eine allgemeine Impfpflicht nicht zur Diskussion.
Umfragen der Universität Erfurt zufolge liegt die Bereitschaft in Deutschland, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen, derzeit bei 53 Prozent.