Ausgerechnet viele Pflegende in Altenheimen und Krankenhäusern wollen sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen - diese Nachrichten gibt seit Wochen auch anderen Bürgern zu denken. Haben diese Gruppen doch einen besonderen Bezug zu Gesundheitsthemen. Doch am Montag konnten Vertreter der Berufe in Düsseldorf Entwarnung geben. Die Bereitschaft sei groß und Aufklärung der zentrale Schlüssel, nicht eine Impfpflicht.
Alte Zahlen von Anfang Dezember
In NRW wird gerade eine Pflegekammer als Berufs-Vertretung gegründet, analog zur Ärztekammer. Vorsitzende des sogenannten Errichtungsausschusses ist Sandra Postel. Sie erklärte, die häufig genannte Zahl, dass nur die Hälfte des Pflegepersonals bereit sei, sich immunisieren zu lassen, basiere auf einer Blitzumfrage, die Anfang Dezember durchgeführt worden sei. Also, als noch gar kein Impfstoff in der EU zugelassen war.
Impfbereitschaft von rund 80 Prozent
Die Lage habe sich deutlich geändert, aktuell gebe es eine Impfbereitschaft von rund 80 Prozent unter den Pflegekräften, so Postel. Sie gab auch zu bedenken, dass die 200.000 Pflegenden in NRW eine große heterogene Gruppe seien. Zudem habe es Falschinformationen zur Impfung gegeben, die gezielt an Pflegekräfte in Altenheimen adressiert worden seien. Es sei wichtig, in einer vertrauensvollen Atmosphäre zu informieren und Bedenken ernst zu nehmen.
Auch in den Krankenhäusern sei eine ähnlich hohe Bereitschaft zur Immunisierung vorhanden, sagte der Vorsitzende der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Hans-Albert Gehle. In einigen Krankenhäusern liege sie bei 90 Prozent, unter 70 Prozent werde es nirgends sein.
Laumann: Impfquote in Pflegeheimen sehr zufriedenstellend
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) berichtete in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Postel und Gehle, dass in den Altenheimen in NRW jetzt rund 300.000 Menschen eine erste Impfung erhalten haben. In dieser Woche werde mit der zweiten Impfrunde angefangen, die für eine vollständige Immunisierung nötig ist. "Die Impfquote in den Altenheimen war sehr zufriedenstellen." Die Pflegebedürftigen und das Personal hätten sich impfen lassen, so der Minister.
Lage immer noch angespannt
Ärztevertreter Gehle betonte, es sei wichtig, dass sich die Gesundheitsberufe und auch die Reinigungskräfte und Handwerker in den Krankenhäusern schützen könnten. Ausfälle von Personal gehöre zu den größten Problemen zurzeit. Die Corona-Lage in den Krankenhäusern sei "äußerst angespannt".
Auch Sandra Postel schildert die Stimmung unter dem Pflegepersonal als "frustriert" angesichts der andauernd hohen "Belastung an der Grenze". Dazu gehöre auch die schwierige Sterbebegleitung: Zurzeit gebe es 5.600 Todesfälle mehr in NRW-Pflegeheimen als sonst. Hinzu komme die bundesweite Debatte über eine "Fremdbestimmung", also eine mögliche Impfpflicht für das Pflegepersonal, die der bayerische Ministerpräsident Söder angestoßen hatte.