Kreatives Corona-Impfen: Partys und Feuerwehrautos als Anreiz

Stand: 09.07.2021, 16:14 Uhr

Der Impfstoff ist da – mancherorts fehlen inzwischen aber die Impfwilligen. Daher werden viele Städte in NRW kreativ. Nach dem Motto: Wenn die Menschen nicht zur Corona-Impfung kommen, kommt die Corona-Impfung eben zu ihnen.

Um die Delta-Variante des Coronavirus unter Kontrolle zu bringen und eine vierte Welle zu verhindern, müssten sich laut Berechnungen des Robert Koch-Instituts rund 85 Prozent der Menschen zwischen zwölf und 59 Jahren impfen lassen. Auch weil die Ständige Impfkommission (Stiko) Impfungen für Jugendliche kritisch sieht, wird dieses Ziel wohl in nächster Zeit kaum erreicht werden.

Um wenigsten möglichst viele Erwachsene zu überzeugen, gehen zahlreiche Städte nun in die Offensive: Angedacht sind Aktionen unter anderem auf Parkplätzen, bei Veranstaltungen, in Bürgerhäusern, Kirchen und Moscheen oder in Jobcentern. Ziel sind unkomplizierte Impf-Gelegenheiten ohne größeres Kümmern um Termine in Praxen und Impfzentren.

NRW ruft "Woche des Impfens" aus

Auch Nordrhein-Westfalen ruft ab dem kommenden Montag die "Woche des Impfens" aus. Die Kommunen werden dazu aufgerufen, möglichst viele "niedrigschwellige" Impfangebote ohne Termin zu ermöglichen. "Wir wollen maximale Flexibilität schaffen. Und auch die Kreise und kreisfreien Städte dürfen gerne kreativ werden», erklärte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Freitag. Was ist jetzt schon in NRW geplant? Ein Überblick.

Feuerroter Spritzenwagen

Im Kreis Coesfeld fährt ab sofort ein zur Impfstation umgebautes Feuerwehrauto über Land. In Stadtlohn (Kreis Borken) laufen die Vorbereitungen für eine Impfparty, auf der man sich die Spritze quasi beim Feiern abholen kann. In Münster geht es noch etwas klassischer zu: In den kommenden Wochen plant das Impfzentrum "Open-House-Tage" - Termine sind dann nicht mehr nötig.

So auch in Duisburg - dort braucht man seit Freitag keinen Termin mehr im Impfzentrum. Auch im Impfzentrum Bottrop ist an diesem Samstag, Sonntag und Montag kein Termin mehr nötig. In Mönchengladbach setzt man auf gezielte Impf-Werbung in den Sportvereinen. In Bochum sollen in der kommenden Woche zentrale Plätze von einem Impfbus angefahren werden.

Impfen an der Autobahn

Der Kreis Herford richtet ab dem 16. Juli eine mobile Impfstelle auf dem Autobahnrastplatz Herford-Süd an der A2 in Fahrtrichtung Berlin ein. Eine Woche lang können sich Auto- und Lkw-Fahrer von 8 bis 18 Uhr immunisieren lassen. Genutzt wird ausschließlich das Vakzin von Johnson & Johnson, weil dabei nur eine einzige Impfung für den Komplettschutz nötig ist.

Dolmetscher im Impfzentrum

Eine Aktion im Kreis Borken richtet sich vor allem an Migranten. Integrationsbeauftragte haben in den vergangenen Tagen in allen 17 Städten und Gemeinden des Kreises für eine Impfaktion an diesem Freitag und Samstag geworben. Bei der Aktion im Impfzentrum in Velen sollen Dolmetscher die Ärzte bei der Aufklärung unterstützen.

In der Städteregion Aachen öffnen ab Freitag die Clubs und Diskotheken. Deshalb bietet das Impfzentrum ein "Late-Night-Impfen" an: Bis 22 Uhr kann sich jeder ohne Termin seine Spritze abholen. An der Diskotür nutzt die frische Impfbescheinigung an diesem Wochenende allerdings erstmal noch nichts: Erst 14 Tage nach der Zweitimpfung gilt man als vollständig geimpft und muss kein negatives Testergebnis mehr vorlegen.

Late-Night-Impfen mit DJ

Auch in Solingen soll es am dritten und vierten Wochenende im Juli ein "Late-Night-Impfen" geben. Das Impfzentrum hat einen DJ engagiert und verteilt Essensgutscheine an die Besucher. Außerdem sollen Impfteams bald mit einem Bus öffentliche Plätze anfahren und dort spontane Impftermine anbieten.

In Attendorn hat das Impfzentrum bereits eine erfolgreiche Impfparty mit Musik und Gratis-Cocktails organisiert. Am Sonntag gibt es jetzt ein ähnliches Event für Ältere: ein Frühschoppen-Konzert mit dem örtlichen Musikverein. Weil es sich immer noch um eine medizinische Einrichtung handelt, gibt es natürlich nur alkoholfreie Getränke.

Übrigens: Italienurlauber können sich mit etwas Glück auch in den Ferien impfen lassen. Voraussetzung ist, dass die erste Dosis bereits verabreicht wurde, der Aufenthalt in Italien mindestens zwei Wochen beträgt und der Termin für die zweite Dosis in diesen Zeitraum fällt. Der Service wird nicht überall angeboten. Aber eine Nachfrage beim Hotel oder beim Reiseleiter lohnt sich.

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