Markus und Katharina Nickchen

Raus aufs Land: Wozu nach Corona noch in der Stadt leben?

Stand: 08.07.2021, 19:56 Uhr

Teil 3/3 - Der Traum vom Eigenheim: Auf dem Land bezahlbar?

Von Jörn Seidel

Irgendwann wollen sich die Nickchens Eigentum zulegen. Nicht zuletzt deshalb sind sie ins Sauerland zurückgekehrt. Denn im Vergleich zu vielen Großstädten und Speckgürteln sind die Preise hier deutlich günstiger.

Allerdings ist auch das Wohnen in ländlichen Regionen teurer geworden. Im ersten Quartal dieses Jahres erhöhten sich die Preise für "Ein- und Zweifamilienhäuser in dünn besiedelten ländlichen Kreisen" um 11,3 Prozent, gab das Statistische Bundesamt im Juni bekannt. Ein Trend, der schon mehrere Jahre zu beobachten ist.

Kontakte knüpfen im Schützenverein

Dabei kann Freienohl wie auch ganz Meschede Zuzug gut gebrauchen. Denn schon seit Jahren schrumpft die Bevölkerung. Junge Paare aus der Großstadt dürfen sich also willkommen fühlen - tun sie aber nicht immer, weiß Markus Nickchen von Freunden. Die Sauerländer öffneten sich nicht jedem Zugezogenen sofort. Daher sein Rat: Wer Kontakt zu anderen Menschen suche, müsse das über die Vereine tun.

Um einen Vorgeschmack auf das lokale Vereinsleben zu bekommen, muss man am Marktplatz von Freienohl nur die Straße überqueren. Dort wirbt in einem Schaufenster eine Puppe in grüner Tracht für die drei örtlichen Schützen-Kompanien, eine Tuba für die Jugendabteilung des Musikvereins und ein Motorrad-Reifen für den Ableger des Chopper Clubs.

Aber auch den Sportverein TuRa Freienohl gibt es, den Frauenchor Harmonie, die Männergesangsvereine Liedertafel und Cäcilia, ein Tambourcorp, die Kolpingjugend und nicht zuletzt die Freiwillige Feuerwehr.

Einfach mal durchatmen

Die Nickchens lassen es ruhig angehen. Noch sind sie in keinem der Vereine aktiv. Zunächst wollen sie beruflich weiterkommen - und nun, da sie es können, zwischendurch einfach mal durchatmen.

Markus Nickchen zieht sich seine rote Jacke über und lässt die Bürotür hinter sich offenstehen. An seinem Hybridwagen zieht er das Ladekabel ab, setzt sich rein und schmeißt den Motor an. Es geht am Marktplatz vorbei, steil bergauf über die schmalen Straßen Freienohls, entlang an vielen schiefergetäfelten Häusern, bis man schon wenig später inmitten der Natur ankommt, dort, wo der Bienenlehrpfad beginnt.

Nickchen steigt aus, blickt durchs dichte Gebüsch hinunter auf Freienohl, holt tief Luft und geht ein paar Meter spazieren. "Ein schöner Ort für eine Mittagspause", sagt er und scheint das geliebte Gewusel Düsseldorfs kein bisschen mehr zu vermissen.

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