Thomas Mertens bei einer Pressekonferenz

Ist Corona noch eine Pandemie?

Stand: 28.10.2022, 18:05 Uhr

Laut Stiko-Chef Thomas Mertens könne man die Corona-Pandmie als beendet ansehen. Allerdings sei das eine Frage der Definition. Vor dem Virus schützen müsse man sich weiterhin.

In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk (BR) hat der Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko) gesagt, dass man die Corona-Pandemie durchaus als beendet ansehen könne. Gleichzeitig räumte Thomas Mertens ein: "Wann man das jetzt genau nicht mehr Pandemie nennt, sondern endemische Virusinfektion, das ist eine Frage auch der Definition."

Diese Frage ist laut Mertens "vielleicht mehr von psychologischer Bedeutung als von wissenschaftlicher Bedeutung". Denn egal wie man den aktuellen Zustand bezeichne, Covid-19 werde uns noch über Generationen begleiten, so Mertens.

"Und wir werden immer dafür sorgen müssen, dass diejenigen, die ein Risiko haben, zu erkranken, dass man versucht, die zu schützen. Übrigens nicht nur durch Impfung, sondern unter Umständen auch durch das Tragen von Masken." Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission

Impfbereitschaft laut Mertens zu niedrig

Mit Sorge blickt Mertens in diesem Zusammenhang auf die niedrige Impfquote unter den Menschen, die ein hohes Risiko haben, schwer an Covid-19 zu erkranken. Das sei nicht gut. "Und das ist auch die Anstrengung, die wir unternehmen müssen, nämlich diese Situation zu bessern", so der Stiko-Chef.

Das bedeute jedoch nicht, dass man die ganze Bevölkerung in sechsmonatigen Abständen zu einer Auffrischimpfung aufrufen werde, "nur um Infektionen zu vermeiden", sagte Mertens. Man wisse mittlerweile, dass die Impfung nur sehr bedingt helfe, Infektionen zu vermeiden. Dafür nütze sie aber enorm zur Vermeidung schwerer Erkrankungen.

Übergang von der Pandemie zur Endemie ist fließend

Verschiedene Medien und Kommentatoren hatten Mertens Aussage zugespitzt und Mertens' Aussagen so interpretiert, als habe er die Pandemie für beendet erklärt, womit dann auch die Gefahrenlage gesunken sei. Davon könne jedoch keine Rede sein, sagte Christina Sartori von der WDR-Wissenschaftsredaktion.

"Es gibt keine genaue Definition, wann eine Pandemie zur Endemie wird", so Sartori. "Der Übergang ist fließend." Auch für sie steht fest: "Egal, wie man den Zustand jetzt nennt, es heißt auf keinen Fall, dass das Virus jetzt ungefährlich ist." Vorsicht und Schutzmaßnahmen seien weiterhin angebracht.

WHO hält an Pandemie-Begriff fest

Auch für die Bundesregierung hat sich an der Bewertung der Lage nichts geändert. "Der Corona-Ausbruch wurde 2020 von der WHO zur Pandemie ausgerufen und ausschließlich die WHO kann dies auch wieder revidieren", sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums am Freitag in Berlin. Die Weltgesundheitsorganisation habe erst kürzlich noch einmal bekräftigt, dass man sich weiterhin in einer pandemischen Lage befinde.

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