Warum die Impfkampagne in NRW jetzt Fahrt aufnehmen könnte

Stand: 09.05.2021, 09:26 Uhr

Das Impfen gilt als Schlüssel im Kampf gegen die Corona-Pandemie - und aktuell sieht es so aus, als ob die Impfkampagne in NRW Fahrt aufnehmen würde. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Hunderte Menschen, die für Sonder-Impf-Aktionen anstehen, mobile Impfteams in Hochinzidenz-Stadtteilen, die Freigabe des Astrazeneca-Vakzins für alle Altersgruppen und Lockerungen für Geimpfte und Genesene. Obwohl Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erst den Juni als "Monat der Hoffnung" bezeichnet hatte, scheint die Impfkampagne schon jetzt Fahrt aufzunehmen. Dafür gibt es mehrere Gründe:

Lockerungen für Geimpfte und Genesene

Komplett Geimpfte und Genesene haben jetzt mehr Freiheiten als andere. Überall, wo bisher ein negativer Corona-Test vorgelegt werden musste, reicht nun auch eine "nachgewiesene Immunisierung". Und: Geimpfte und Genesene können sich im privaten Rahmen ohne Einschränkungen treffen und auch nächtliche Ausgangsbeschränkungen gelten für sie nicht mehr. Diese Vorteile wirken sich vor allem auf die Impfbereitschaft aus.

Laut dem aktuellen ARD-Deutschlandtrend ist zwar die Mehrheit der Bürger gegen sofortige Lockerungen für Geimpfte und Genesene. Gleichzeitig stieg aber die Impfbereitschaft der Menschen in Deutschland: 75 Prozent der Befragten wollen sich auf jeden Fall gegen Corona impfen lassen oder haben schon eine Impfung erhalten. Elf weitere Prozent lassen sich demnach wahrscheinlich impfen.

Freigabe von Astrazeneca für alle Altersgruppen

Diese Impfbereitschaft noch einmal verstärken könnte die Entscheidung der Länder, den Impfstoff von Astrazeneca für alle Altersgruppen freizugeben. Dass viele, die eigentlich noch nicht an der Reihe wären, dieses Angebot liebend gerne annehmen, zeigt unter anderem die Sonder-Impf-Aktion in der Zentralmoschee in Köln am Samstag. Hunderte Menschen standen dort stundenlang an, um sich das Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers injizieren zu lassen.

Gleichzeitig steigt laut dem NRW-Gesundheitsministerium die Nachfrage nach Impfterminen. In den Impfzentren seien fast alle Termine im Mai ausgebucht. Insgesamt sollen dort in diesem Monat rund 750.000 Erst- und 1,25 Millionen Zweitimpfungen vorgenommen werden.

Außerdem sei in den kommenden Wochen bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten mit einer Steigerung der Terminkapazitäten zu rechnen, teilte das Ministerium weiter mit. Die Arztpraxen können inzwischen allen Personen den Astrazeneca-Impfstoff anbieten - unabhängig von Alter und Priorisierung.

Genesenen reicht eine Impfdosis

Das könnte dazu führen, dass sich auch die Zahl der vollständig geimpften Menschen in NRW schnell vergrößert. Zwar empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) zwischen der ersten und zweiten Impfung mit Astrazeneca einen Abstand von zwölf Wochen. Für Menschen, die bereits mit dem Coronavirus infiziert waren, reicht laut der aktualisierten Impfempfehlung der STIKO jedoch eine Injektion, um den vollständigen Impfschutz zu garantieren. Einzige Voraussetzung ist, dass die Genesenen sich vor mehr als einem halben Jahr mit SARS-CoV-2 angesteckt haben.

In NRW erfüllten am Samstag fast 114.000 Menschen diese Voraussetzung. Da sich ab Anfang November täglich mehrere tausend Menschen in NRW mit dem Coronavirus infizierten, wird die Zahl der Genesenen, die mit einer Impfung vollständig immunisiert wären, in den kommenden Wochen ebenso rasant zunehmen.

NRW rechnet mit fast fünf Millionen Impfdosen

Ausgebremst werden könnte die Impfkampagne allerdings durch fehlenden Impfstoff. Doch auch hier stehen die Zeichen eigentlich gut. Bis Ende Juni rechnet NRW damit, fast mehr als 4,8 Millionen Dosen Impfstoff geliefert zu bekommen. Zum Vergleich: In den ersten vier Monaten des Jahres wurden laut Bundesgesundheitsministerium insgesamt 6,1 Millionen Dosen geliefert.

Ein Aspekt könnte dennoch dafür sorgen, dass die Impfkampagne in NRW noch nicht ganz den Turbo zündet. Von den 4,8 Millionen erwarteten Impfdosen sind lediglich 516.000 von Astrazeneca.

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