Seit dem Wochenende kehrt nach mehreren Wochen mit Regen und eher niedrigeren Temperaturen der Sommer wieder nach NRW zurück. Viele Menschen im Westen genießen das gute Wetter, fahren ins Freibad oder an den Badesee oder machen einen Ausflug zur Eisdiele - Hauptsache raus. Nichts ist gerade gefühlt so weit weg wie der kommende Herbst oder Winter - und vor allem die nächste Erkältungswelle oder gar das Coronavirus.
In dieses Sommergefühl platzt jetzt die Ankündigung mehrerer Pharmaunternehmen, demnächst einen neuen, angepassten Impfstoff gegen SARS-CoV-2 ausliefern zu können. Der Mainzer Hersteller Biontech teilte laut einem Bericht der "Ärzte-Zeitung" dem Blatt mit, dass sein angepasster Impfstoff - vorbehaltlich der behördlichen Zulassung - im September ausgeliefert werden solle. Auch von dem US-Hersteller Moderna soll es einen solchen angepassten Impfstoff geben.
Biontech und Pfizer haben ihren Impfstoff an die Omikron-Variante XBB.1.5 angepasst. Von XBB stammt auch die derzeit in Deutschland zirkulierende Variante EG.5 ab. Auch das US-Unternehmen Novavax will dem Bericht zufolge im Herbst einen auf die Variante XBB.1.5 angepassten Impfstoff ausliefern
Trotz des aktuellen Sommergefühls in NRW, passt diese Nachricht in die aktuelle Lage, denn seit einigen Wochen steigen die Coronazahlen in Deutschland genauso wie in NRW.
1.030 Neuinfektionen in einer Woche
"In der letzten Woche (14.-20.08.2023) wurden insgesamt 1.030 Fälle für Nordrhein-Westfalen gemeldet (Vorwoche: 769)", heißt es dazu aus NRW-Gesundheitsministeriums (MAGS), das darauf hinweist, dass "die Fallzahlen stark von der Häufigkeit von Corona-Tests abhängen".
Seit dem 8. April gelten weder in NRW noch in Deutschland staatliche Corona-Schutzvorschriften. Es gibt also keine Pflicht, sich auf das Virus testen zu lassen. Wer sich testen lässt, macht dies freiwillig.
Viruslast im Abwasser steigt
Gleichzeitig steigt auch die SARS-CoV-2 Viruslast im Abwasser in den Kläranlagen in NRW, aus denen Proben entnommen werden. Seit Mitte Juli steigt die Viruslast in zehn der Anlagen um mehr als 15 Prozent pro Woche.
"Dieser Anstieg befindet sich allerdings noch auf einem niedrigen Niveau, vergleichbar mit dem von Anfang Mai 2023 und lässt auf keine bedeutsame Veränderung der aktuellen Infektionsdynamik schließen", beruhigt das MAGS NRW und verweist auf den aktuellen Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu akuten Atemwegsinfektionen. Darin heißt es, dass es Hinweise auf "einen leichten Anstieg der COVID-19-Aktivität in Deutschland" gebe.
Virologe Streeck sieht keinen Grund zur Sorge
Darüber, wie die Menschen in Deutschland mit den steigenden Infektionszahlen umgehen sollten, herrscht selbst und Medizinern keine einheitliche Meinung. Der Virologe Hendrik Streeck sieht in der Ausbreitung der Omikron-Variante EG.5 keinen Grund zur Sorge, wie er auf NTV sagte. Die Immunität in der Bevölkerung sei hoch.
Trotzdem empfiehlt der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbands, Wolfgang Ritter, allen über 60-Jährigen sowie weiteren Angehörigen von Risikogruppen von den neuen Impfangeboten Gebrauch zu machen. "Letzendlich ist es so, dass die vulnerablen Gruppen und Patienten ab 60 ihre Impfungen nochmal auffrischen sollten", sagte Ritter dem Bayerischen Rundfunk.
Im Bundesgesundheitsministerium teilt man zwar die Einschätzung des Virologen. Das Schutzniveau sei wegen der vielen Impfungen und auch früherer Corona-Infektionen noch hoch, so ein Sprecher. Das Gesundheitsministerium empfiehlt Angehörigen aber trotzdem von Risikogruppen, sich nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission impfen zu lassen oder sich mit ihrem Arzt zu beraten.
Mit Material der Agenturen AFP und Reuters.
Über dieses Thema berichtet auch das WDR-Fernsehen am 21. August 2023 um 21.45 Uhr bei WDR aktuell.