Einkaufen mit festem Termin: Für "Click and Meet" müssen sich Kunden im Geschäft vorab anmelden. Maximal ein Kunde pro 40 Quadratmeter ist zulässig. Viele Händler hielten das schon vorab für keine gute Lösung. Wie "Click and Meet" in der Praxis funktioniert - oder auch nicht - beschreibt Friedrich Göbel im Interview. Er ist Chef der Modekette Sinn aus Hagen, die allermeisten seiner 31 Filialen sind in NRW.
WDR: Wie ist "Click and Meet" bei Ihnen angelaufen?
Friedrich Göbel: Bei uns können Sie vor der Tür den Termin vereinbaren, im besten Fall für sofort. Sie hinterlegen Namen, Adresse und Telefonnummer und können dann reingehen und in Ruhe einkaufen.
Das Problem ist, dass noch nicht mal so viele Menschen kommen, wie wir reinlassen dürfen. Viele sind noch verunsichert, viele wissen es nicht. Und natürlich ist die Gastronomie geschlossen und viele Geschäfte auch. In Bochum sind nur rund 40 Prozent der Geschäfte geöffnet. Das heißt, die Frequenz ist überschaubar. Und das ist für uns nicht profitabel.
WDR: Geld verdienen Sie damit also momentan nicht?
Göbel: Nein, wir verlieren Geld. Es ist ungefähr so schlimm wie der harte Lockdown. Damals hatten wir die Mitarbeiter in Kurzarbeit. Wir hatten die Filialen geschlossen, das Licht war aus, die Klimaanlage auch. Jetzt haben wir die Filialen voll besetzt, sonst dürfen wir ja nicht öffnen. Licht und Klimaanlage sind an.
Wir dürfen eine 5.000 Quadratmeter große Filiale wie zum Beispiel im Ruhrpark ja nicht mit nur fünf Menschen betreiben. Wegen verschiedener Regelungen - Brandschutz, Arbeitsschutz etc. - haben wir dort eine Minimumpräsenz von 25 Mitarbeitern. Teils sind mehr Mitarbeiter als Kunden da.
Rein wirtschaftlich ist eine offene Filiale mit 50 Prozent des normalen Umsatzes aber ähnlich profitabel wie eine geschlossene Filiale. Wir machen immer noch große Verluste.
WDR: Aber die Kunden sind froh, dass sie endlich wieder shoppen können?
Göbel: Shopping als Zeitvertreib, was den Menschen Spaß macht, gibt es im Moment nicht. Die Menschen, die jetzt kommen, haben einen Bedarf, decken den gezielt und sind dann auch wieder raus.
WDR: Könnte man dieses Konzept verbessern?
Göbel: Nein. Einzelhandel lebt davon, dass Menschen eine gute Zeit verbringen, dass sie sich wohl fühlen. Wenn sie keinen Kaffee kaufen können, sich nirgendwo hinsetzen können, wenn sie Zettel ausfüllen müssen, um in einen Laden zu kommen, dann sind das Unannehmlichkeiten, die die allermeisten Menschen nicht in Kauf nehmen. Das wird sich auch nicht ändern.
Das Masketragen, Desinfizieren, all das, was wir geübt haben zwischen dem ersten und zweiten Lockdown, das haben die Menschen akzeptiert. Aber Frequenzbeschränkungen, das geht nicht. Wir müssen jetzt begrenzen auf zwei Personen pro Einkaufsgruppe - das heißt, Familien, oder auch drei Freundinnen, gehen nicht. Wo macht denn das Spaß? Das ist nicht sinnvoll.
WDR: Wie wollen Sie mit der Situation umgehen?
Göbel: Wir stellen fest, dass um uns herum viele Händler entschieden haben, dass das Modell sich nicht rechnet. Die öffnen gar nicht erst. Wir gehen nicht so weit. Wir haben auch eine Verpflichtung gegenüber unseren Kundinnen und Kunden, Service anzubieten.
Aber wir können nur sagen: Das Modell jetzt, das kann man höchstens bis Ostern machen. Es gibt keine Alternative zum Öffnen des Einzelhandels und der Gastronomie. Ansonsten werden die Umsätze nicht zurückkommen.
Das Gespräch führte Frank Wörner in der WDR 5-Sendung "Profit".