Zwei Windraeder drehen sich am Rande von schneebedeckten Feldern in Bottrop-Kirchhellen.

Ausbau der Windenergie: NRW ist weiter bundesweit Spitze

Stand: 21.11.2024, 12:30 Uhr

Vergangenes Jahr lag NRW erstmals vorn beim Aufstellen neuer Windräder. Der Trend setzt sich auch in diesem Jahr bislang fort.

Von Tobias ZacherTobias Zacher

In keinem anderen Bundesland sind in diesem Jahr bislang mehr Windräder neu in Betrieb genommen worden als in Nordrhein-Westfalen. Das geht aus aktuellen Zahlen der "Fachagentur Wind und Solar" hervor. Demnach gingen bis Ende Oktober 117 Anlagen ans Netz. Das sind bereits jetzt mehr als im gesamten Vorjahr (112 Anlagen). Auf Rang zwei beim Ausbau der Windräder in 2024 folgt Niedersachsen (87), auf Platz drei Schleswig-Holstein (85).

Meiste neue Windräder in Paderborn

Die 117 neuen Anlagen in NRW erzeugen Strom mit einer Leistung von 575 Megawatt (MW). Weil in den ersten zehn Monaten des Jahres auch einige alte Windräder außer Betrieb genommen wurden, beträgt der Netto-Zuwachs der installierten Leistung 475 MW. Die meisten neuen Anlagen entstanden in diesem Jahr im Kreis Paderborn, gefolgt von den Kreisen Warendorf, Minden-Lübbecke und Kleve.

Die schwarz-grüne Landesregierung will bis Ende der Legislaturperiode tausend neue Windräder aufstellen. Das sind rechnerisch 200 neue Windräder pro Jahr - diese Marke wird NRW auch 2024 absehbar wieder verfehlen. Die Genehmigungszahlen aus dem vergangenen und diesem Jahr legen nahe, dass das Tausend-Windräder-Ziel trotzdem erreicht werden könnte: So wurde 2023 die Erlaubnis für den Bau von mehr als 300 neuen Windrädern erteilt. In diesem Jahr sind es bis Ende Oktober gar Genehmigungen für 588 neue Turbinen. Danach dauert es im Durchschnitt rund zwei Jahre, bis ein Windrad gebaut und schließlich in Betrieb genommen ist. Die Legislaturperiode endet im Mai 2027.

NRW baut weiter viele Windräder

WDR Studios NRW 21.11.2024 00:45 Min. Verfügbar bis 21.11.2026 WDR Online


"Noch nie so viel genehmigt"

Mona Neubaur, NRW-Wirtschaftsministerin (Bündnis 90/Die Grünen), Archivbild: 27.06.2024

Mona Neubaur (Grüne)

"Noch nie in der bundesdeutschen Geschichte wurde in einem Jahr nur annähernd so viel Windenergieleistung genehmigt, wie in diesem Jahr in NRW - dabei ist das Jahr noch nicht zu Ende", erklärte Jürgen Quentin, der Windenergie-Experte der Fachagentur. "Der massive Ausbau der Windenergie ist entscheidend für die Zukunft Nordrhein-Westfalens als Industriestandort", teilte Landeswirtschafts- und Energieministerin Mona Neubaur (Grüne) auf WDR-Anfrage mit. Dass NRW hier inzwischen bundesweit vorn liegt, sei "das Ergebnis harter Arbeit und großen Engagements auf allen Ebenen." Dabei behalte ihr Haus auch die Akzeptanz und die Interessen vor Ort im Blick.

LEE: Windenergie bringt Wirtschaftswachstum

Auch die Ökostrom-Wirtschaft zeigte sich zufrieden. "Gerade in diesen unsicheren Zeiten bringt die Windenergie positives Wirtschaftswachstum und steuert einen großen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele bei", betonte Hans-Josef Vogel, der Vorsitzende des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE NRW). NRW müsse das Tempo beim Ausbau jetzt "hochhalten", dazu sollten die entsprechenden Regionalpläne in den sechs Planungsregionen des Landes möglichst schnell beschlossen werden. Sein Verband vertritt die Interessen der Erneuerbare-Energien-Branche.

Um schneller mehr Windräder zu ermöglichen, hatte die schwarz-grüne Landesregierung nach ihrem Antritt mehrere Regeln gelockert oder verändert. Das pauschale Abstandsgebot zwischen den Turbinen und der nächsten Wohnbebauung von ehemals tausend Metern wurde abgeschafft, so dass die Windräder inzwischen im Abstand von zumeist 600 bis 750 Metern gebaut werden.

Seit Anfang des Jahres gilt außerdem das Bürgerenergiegesetz, das vorschreibt, dass die Menschen vor Ort von Windrädern profitieren müssen. Das kann zum Beispiel durch billigere Stromtarife geschehen oder eine finanzielle Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an Windparks. Möglich ist auch, dass die Kommune vom Windrad-Betreiber Geld für städtische Schulen und Kitas bekommt.

Unsere Quellen:

  • Berechnungen der Fachagentur Wind und Solar
  • Statement Mona Neubaur
  • Pressemitteilung des LEE
  • Eigene Recherche

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