Wegen Corona: Kliniken in NRW fehlen Blutspenden

Stand: 03.09.2020, 18:00 Uhr

Seit Beginn der Corona-Krise spenden weniger Menschen Blut. Das macht sich vor allem jetzt bemerkbar, weil viele Krankenhäuser den OP-Betrieb wieder aufnehmen. Es gibt nur wenige Reserven für Notfälle.

Als sich das Coronavirus immer weiter in NRW ausbreitete, verschoben viele Krankenhäuser tausende Operationen, um Platz für mögliche Covid-19-Intensivpatienten zu schaffen. Nachdem sich die Lage etwas beruhigt hat, sollen diese OPs jetzt nachgeholt werden. Allerdings gibt es ein Problem: Es fehlen Blutkonserven.

Diese halten die Krankenhäuser vor, um sie Patienten notfalls während einer OP verabreichen zu können. Auch für chirurgische Eingriffe und die Therapie von Krebspatienten brauchen die Kliniken Blutkonserven, die sie in den meisten Fällen vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) beziehen. Das DRK hat nach eigenen Angaben bei den Blutkonserven deutschlandweit einen Marktanteil von 72 Prozent.

DRK: Viele Blutspende-Termine ausgefallen

"Die Krankenhäuser bekommen derzeit bis zu 60 Prozent weniger Blut, als sie bestellt haben", sagt Daniel Beiser vom DRK-Blutspendedienst für Rheinland-Pfalz, das Saarland und Nordrhein-Westfalen. So etwas habe er in den zwölf Jahren, die er schon dabei sei, nicht erlebt.

Mit verantwortlich für den Rückgang der Spenden macht er - neben den üblichen Schwankungen im Sommer - auch die Corona-Krise. Viele Blutspende-Termine seien deswegen ausgefallen.

Es sei aber zwingend nötig, dass die Menschen wieder mehr Blut spenden. Das DRK bekomme vereinzelt Rückmeldungen von Krankenhäusern, die aktuell planbare - also nicht kritische - Operationen verschieben müssten, so Baiser gegenüber dem WDR. Eben weil nicht genügend Blutkonserven auf Lager seien.

Nur wenige Reserven für Notfälle

"Wir haben nur wenig Reserven für Notfälle", klagt Prof. Dr. Johannes Oldenburg, Direktor des Blutspendedienstes am Universitätsklinikum Bonn. "Als Universitätsklinikum sind wir ein Maximalversorger, der die schwersten Fälle bekommt", fügt er hinzu. Nötig sei eine gewisse Reservemenge für die  Erstversorgung von Schwerverletzten und Unfallopfern.

Viele Operationen oder die Behandlung von Krebspatienten wären ohne  Blutpräparate undenkbar. Zudem sei das Universitätsklinikum Bonn ein überregionales Traumazentrum. Das bedeute, dass bei einem Schwerverletzten teilweise bis 100 Blutpräparate benötigt werden.

Klinik der Ruhr-Universität verschiebt keine OPs

Prof. Dr. med. Cornelius Knabbe

Prof. Dr. med. Cornelius Knabbe

Auch Prof. Dr. Cornelius Knabbe, Direktor des Instituts für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum bezeichnet den Rückgang der Blutspenden als "dramatisch". Dennoch habe der eigene universitäre Blutspendedienst seine Aufgabe, alle Kliniken in Ostwestfalen zu versorgen, jederzeit erfüllen können.

Diese wurden vor allem für die Herzoperationen im größten Herzzentrum Europas benötigt. "Solche Operationen können ja nicht aufgeschoben werden", sagt Knabbe.

Appell zum Blut spenden

Aber auch alle anderen OPs am Uniklinikum der Ruhr-Uni seien während der Corona-Krise durchgeführt worden. "Das Gleiche gilt für die Therapie von Krebspatienten, die auch nicht unterbrochen oder aufgeschoben werden kann."

Was also tun? "Ich würde mir wünschen, dass die Menschen wieder mehr Blut spenden", sagt Baiser. Sie sollten sich umschauen, wo sie dies in ihrer Umgebung tun können und sich bei der jeweiligen Stelle einen Termin reservieren. So sieht es auch Oldenburg: "Um die Gesamtversorgung einschließlich der Reserven für Notfälle auch weiterhin sicherzustellen, benötigen wir die Unterstützung der Bevölkerung."

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