Seit Montag sollen die mehr als zwei Millionen Schüler zuhause lernen. Doch die Technik machte nicht so richtig mit. Viele der unterschiedlichen Plattformen, mit denen die Schulen in NRW arbeiten, waren überlastet. Kaum betroffen war nach Berichten das landeseigene Angebot Logineo. Deshalb wünscht sich das Land, dass perspektivisch alle Schulen in NRW zu Logineo wechseln - dazu zwingen kann das Ministerium die Schulen aber nicht.
Der Start des Fernunterrichts sei holprig gewesen, meint auch Stefan Behlau von der Bildungsgewerkschaft VBE. Doch trotz der Anlaufschwierigkeiten hätten Lehrer, Eltern und Schüler von den Erfahrungen aus dem Frühjahr profitiert. Das bestätigen auch andere Beobachter.
Probleme in der Betreuung
Eine besondere Herausforderung ist der Fernunterricht für Eltern mit jüngeren Schulkindern. Sind sie berufstätig, müssen sie ihre Kinder teilweise in die Betreuungsangebote der Schulen schicken, die es für die Klassen 1 bis 6 gibt.
Dort sollen die Kinder am regulären Fernunterricht teilnehmen, doch nicht überall funktioniere das, berichtet Nele Flüchter vom Verein "Familien in der Krise". Denn nicht immer haben die Schulen ausreichend Laptops oder Tablets, manchmal fehlt auch das W-LAN.
Unklar ist, wie viele Kinder die Betreuungsangebote nutzen. Je nach Schule berichten Fachleute von 5 Prozent bis 50 Prozent einer Klasse. Vor allem Grundschulen hätten in manchen Fällen Personalprobleme, sagt Maike Finnern von der Gewerkschaft GEW. Sie wünscht sich deshalb den Einsatz von Lehramtsstudenten an solchen Schulen.
Nicht überall mit Video
Große Unterschiede gibt es auch beim Digitalunterricht: Manche Schulen kommunizieren nur selten per Video mit den Schülern, an anderen läuft das regelmäßig. Und einige verzichten weiterhin ganz auf Video-Konferenzen und verschicken stattdessen Arbeitsblätter per E-Mail.
Das liegt unter anderem am fehlenden Video-Tool auf der landeseigenen Plattform Logineo. Zwar plant das NRW-Schulministerium seit Monaten, ein solches Programm in das eigene Lernmanagement-System zu integrieren, aber bislang ist das nicht geschehen.
Dass das Videokonferenz-Programm noch nicht fertig ist, kritisieren auch die Grünen im NRW-Landtag: "In dieser Situation greifen viele Schulen auf kommerzielle Produkte zurück, weil sie eine bessere Funktionalität bieten und sicherer laufen", meint die Landtagsabgeordnete Sigrid Beer (Grüne). Dabei würden die Schulen bewusst Abstriche beim Datenschutz hinnehmen.
Noch viele Baustellen
Kritik kommt auch von der SPD im NRW-Landtag. Deren schulpolitischer Sprecher Jochen Ott fordert das Land auf, "sich schnell einen Überblick darüber zu verschaffen, wo es beim digitalen Unterricht Schwierigkeiten gibt".
Außerdem müsse es neben der Betreuung für Kinder bis Klasse 6 auch Angebote für ältere Kinder geben. Diese bräuchten zwar keine Betreuung, aber teilweise Lernräume, also Orte außerhalb der Wohnung, an denen sie in Ruhe am Unterricht teilnehmen können.