Colin Bonse (r.) im Erdbebengebiet.

Einsatz im Epizentrum des Erdbebens

Stand: 13.02.2023, 15:23 Uhr

Bergretter Colin Bonse aus Neunkirchen-Seelscheid sucht mit einem Team aus sechs Ärzten im türkischen Erdbebengebiet nach verschütteten Menschen.

Von Oliver Köhler

Presslufthammer dröhnen, die Luft ist staubig - Colin Bonse kniet auf Betonbrocken und blickt in ein metertiefes Loch. Der Schuttberg, auf dem Colin Bonse mit den Ärzten und einem Spezialteam der belgischen Armee im Einsatz ist, war noch vor gut einer Woche ein achtstöckiges Wohnhaus.

"Hier wurden unter anderem drei Mädchen verschüttet", berichtet Bonse. "Die Wärmebildkamera zeigt an, dass dort unten Menschen überlebt haben."

Schwierige Suche nach Überlebenden

Die Ärzte stehen bereit, die Erdbebenopfer medizinisch zu versorgen, sobald sie gerettet sind.

Mit Presslufthammern versuchen Helfer, eine Öffnung in den Stahlbeton zu stemmen. "Ich werde versuchen, da hineinzukriechen und nach der Person suchen", sagt Bonse.

Die Zeit verrinnt. Der Suchtrupp kommt mit dem Presslufthammer nur langsam voran. Dann versperren Stahlträger den Weg - Enttäuschung bei Bergretter Bonse: "Mit Baggern können wir hier nicht arbeiten. Solange Überlebende unter den Trümmern sind, ist das zu gefährlich."

IT-Berater startete private Hilfsaktion in der Türkei

Colin Bonse, der eigentlich IT-Berater ist, und die sechs Ärzte hatten in der vergangenen Woche eine private Hilfsaktion gestartet.

Seit Freitag hat das Team in Kahramanmaras mehrmals die Einsatzstellen gewechselt. Auch dort, wo es Hinweise auf Überlebende gibt, kommen die Hilfsmannschaften nicht in allen Fällen rechtzeitig zu den Verschütteten. Die Suche im Schutt des Wohnhauses mussten die Helfer ebenfalls abbrechen. "Es ist schwer zu ertragen, wenn wir nicht weiterkommen", sagt Colin Bonse.

Gefahr durch Nachbeben

Er arbeitet unterdessen auf dem nächsten Schuttberg in Kahramanmaras. Unter den Trümmern sollen mehr als 100 Menschen verschüttet sein. Auch hier gibt es Hinweise auf Überlebende.

Colin Bonse macht sich bereit, in eine Öffnung zwischen Betonplatten zu klettern. Da beginnt die Erde zu beben. Alle flüchten von der Einsatzstelle. Die Suche nach den Verschütteten wird gestoppt. Es sei zu gefährlich.

Am Vormittag berichtet Colin Bonse, dass es in Kahramanmaras nun kaum noch Stellen gibt, an denen Überlebende vermutet werden. "Die meisten Teams reisen jetzt ab. Auch wir werden uns auf den Heimweg machen."

Über das Thema berichtet die Aktuelle Stunde am 13.02.2023 auch im WDR Fernsehen.