(Bradley) Chelsea Manning, Whistleblower

30. Juli 2013 - Whistleblower Manning wird verurteilt

Stand: 30.07.2018, 00:00 Uhr

Juli 2007, ein Kampfhubschrauber der US-Armee fliegt über Bagdad - mit laufender Kamera an Bord. Passanten werden ins Visier genommen, darunter auch ein Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters. Die Soldaten im Hubschrauber vermuten eine Waffe in seiner Hand und schießen.

Ein Vater fährt seine beiden Kinder zur Schule, als er den Sterbenden auf der Straße liegen sieht. Er hält an, will helfen. Wieder fallen Schüsse. Als klar wird, dass auch die Kinder im Auto getroffen worden sind, heißt es aus der Luft: "Selbst Schuld, wenn sie ihre Kinder mit in die Schlacht nehmen."

Urteil gegen Chelsea Manning (am 30.07.2013)

WDR 2 Stichtag 30.07.2018 04:17 Min. Verfügbar bis 27.07.2028 WDR 2


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Zugang zu allen Datenbanken

Das Video fällt dem US-Soldaten Bradley Manning in die Hände. Der soll als Analyst des Nachrichtendienstes die Lage in Krisengebieten bewerten. Dadurch hat er Zugang zu allen Datenbanken.

Manning will sein Land nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center schützen, auf der richtigen Seite stehen. Als er das Material sichtet, kommen ihm Zweifel. Im Januar 2010 entschließt er sich, an die Öffentlichkeit zu gehen.

Tausende Dokumente entwendet

Über 200.000 Depeschen, fast 500.000 militärische Berichte und diverse Videos bringt Manning durch die Sicherheitsschleusen. Zuerst bietet er die Daten der "Washington Post" an. Dort scheint man ihn für einen Spinner zu halten.

Seine Nachricht auf einem Anrufbeantworter der "New York Times", er habe Geheiminformationen über US-Einsätze im Irak und Afghanistan, bleibt ohne Reaktion.

Wikileaks zugespielt

Schließlich lädt Manning das Material bei der Enthüllungsplattform Wikileaks hoch. Veröffentlicht wird als Erstes das Bagdad-Video über das sich Millionen Zuschauer empören.

Trotz dieses Erfolges ist Manning verzweifelt. Seit seiner Teenager-Zeit möchte er als Frau leben. In die Armee eingetreten ist er auch, um sich von diesem Wunsch zu befreien. Doch das klappt nicht. Auch über seine Enthüllungen kann er nicht sprechen.

Obama veranlasst Haftverkürzung

Manning vertraut sich im Internet einem Hacker an, der schließlich die Behörden informiert. Der Soldat kommt in Einzelhaft. Das Pentagon erklärt indessen, die Soldaten im Bagdad-Video hätten nichts falsch gemacht. Der Angriff sei Teil einer Kampfhandlung gewesen.

Manning gesteht den Datendiebstahl. Am 30. Juli 2013 verurteilt ihn ein Militärgericht. Kurz danach verkündet er, er sei eine Frau und sein Vorname laute nun Chelsea. Später wird das Strafmaß verkündet: 35 Jahre Gefängnis. US-Präsident Barack Obama verkürzt die Haft kurz vor dem Ende seiner Amtszeit. 2017 kommt Manning frei.

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