US-Einheiten rücken am 18. März 2003 mit Panzern in der kuwaitischen Wüste in Richtung irakischer Grenze vor

Stichtag

20. März 2003 - Der Irakkrieg beginnt

"Zu dieser Stunde befinden sich amerikanische und verbündete Streitkräfte in der Anfangsphase der militärischen Operationen zur Entwaffnung des Iraks", verkündet US-Präsident George W. Bush am 20. März 2003. Es gehe darum, die irakische Bevölkerung zu befreien und die Welt vor einer ernsten Gefahr zu schützen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die USA militärisch gegen den Irak vorgehen. Bereits im Januar 1991 kommt es zu einem Angriff. Damals erteilt US-Präsident George Bush Senior den Einsatzbefehl. Der irakische Diktator Saddam Hussein, ein ehemaliger Schützling der USA, hatte zuvor Kuwait überfallen und bedroht Saudi Arabien. Kuwait wird befreit, Saddam Hussein jedoch im Amt belassen. "Niemand konnte damals abschätzen, was ein weiterer Vormarsch auf Bagdad für das Land bedeutet hätte", sagt Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Trotz Wirtschaftssanktionen und Waffenkontrollen sitzt Saddam Hussein in den 1990er Jahren weiterhin fest im Sattel.

Offizielle Kriegsgründe nicht haltbar

Als Bush Junior im Jahr 2000 zum Präsidenten gewählt wird, wächst in den USA der Einfluss neokonservativer Politiker, die auf eine erneute Intervention im Irak drängen - nun mit dem Ziel eines Regimesturzes. Die Gelegenheit dazu bieten die Terroranschläge des 11. September 2001. "Die Amerikaner waren damals in der Stimmung zurückzuschlagen", sagt Nahost-Experte Steinberg. Nach dem militärisch herbeigeführten Sturz des Taliban-Regimes in Afghanistan Ende 2001 bereitet George W. Bush die Weltöffentlichkeit Ende Januar 2002 auf weitere Maßnahmen vor: "Der Irak stellt weiterhin seine Feindseligkeit gegenüber Amerika offen zur Schau und unterstützt den Terrorismus." Staaten wie diese gehörten einer "Achse des Bösen" an.

Im Oktober 2002 behauptet Bush: "Einige Al-Qaida-Führer, die aus Afghanistan geflohen sind, gingen in den Irak." Belege für eine Verbindung von Saddam Hussein und Osama Bin Laden existieren nicht. "Die Argumentation, der Irak hätte irgendetwas mit Al-Qaida zu tun", so Steinberg, sei "vollkommen an den Haaren herbeigezogen" gewesen. Im Februar 2003 behauptet Bush schließlich: "Das irakische Regime hat aktiv und heimlich versucht, Ausrüstung zu erlangen, die man zur Produktion von chemischen, biologischen und nuklearen Waffen benötigt." Einen Tag zuvor hat US-Außenminister Colin Powell im UN-Sicherheitsrat angeblich Beweise für Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen vorgelegt. "Das Argument war: Es gibt alles, es gibt A-, B-, und C-Waffen", sagt Steinberg. "Und das war, wie sich dann später herausgestellt hat, vollkommen falsch."

Verheerende Bilanz

Als immer deutlicher wird, dass die USA auch ohne UN-Mandat gegen den Irak losschlagen wollen, kommt es zum Zerwürfnis: Frankreich, Deutschland, Belgien und Russland sind gegen eine Intervention. Auf die Seite der Amerikaner und Briten schlagen sich Spanien, Italien und neue EU- und Nato-Mitglieder wie zum Beispiel Polen. Als Reaktion darauf bezeichnet US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld im Januar 2003 Deutschland und Frankreich als "das alte Europa", der europäische Schwerpunkt habe sich nach Osten verlagert.

Sechs Wochen nach Kriegsbeginn erklärt George Bush auf einem Flugzeugträger im Persischen Golf: "Die Hauptkampfhandlungen im Irak sind beendet." Doch der Sieg über die irakischen Truppen und der Sturz von Saddam Hussein bringt keinen Frieden. Die Ordnung des Landes bricht zusammen. Nach jahrelanger amerikanischer Besatzung, Folterskandalen, Terror, Aufständen und Bürgerkrieg mit mindestens 150.000 Toten ist die Bilanz verheerend. Im Irak werde wohl "einer der größten Raubzüge der neueren Geschichte vollführt", sagt Steinberg - und zwar von jenen politischen Eliten, die die Amerikaner 2003 entweder mit ins Land gebracht oder in den Folgejahren dort installiert hätten. "An dieser Verrottung des irakischen Staates sind die Amerikaner mit beteiligt gewesen."

Stand: 20.03.2013

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