Schriftzug am Gebäude der "New York Times" in New York

18. September 1851 - Erste Nummer der "New York Daily Times" erscheint

Stand: 18.09.2016, 00:00 Uhr

"Alle Nachrichten, die es wert sind, gedruckt zu werden" - wer die "New York Times" liest findet dieses Versprechen seit mehr als 100 Jahren auf der Titelseite. "Die 'New York Times' ist eine Traditionszeitung, ein Leitmedium im klassischen Sinne", sagt Leif Kramp, Journalist und Medienwissenschaftler der Universität Bremen. Die Zeitung trenne immer noch stark zwischen sachlichen Nachrichten und meinungsfreudigen Kommentaren. "Man hat versucht, den seriösen Journalismus durchaus abzugrenzen zu anderen Nachrichtenformaten, die sich sehr auf den Boulevard konzentriert haben."

Gegründet wird das Blatt vom Verleger Henri Javis Reymond. Die erste Ausgabe wird in einem fensterlosen Lagerraum bei Kerzenlicht produziert und umfasst vier Seiten. Sie erscheint erstmals am 18. September 1851, damals noch unter dem Namen "New York Daily Times" und mit einem Bekenntnis zur politischen Unabhängigkeit: "Wir sind konservativ, wenn wir denken, dass ein Bewahren unverzichtbar ist für das öffentliche Wohl. Wir werden liberal und fortschrifttlich sein, wenn wir davon überzeugt sind, dass Reformen uns weiterbringen." Eine Gesellschaft könne nicht nur aus einem Blickwinkel verstanden werden.

Bisher mit 117 Pulitzer-Preisen ausgezeichnet

Innerhalb weniger Jahre wird die "New York Times" zu einer der angesehensten US-Zeitungen. Dazu trägt die Haltung im amerikanischen Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 bei, die sich konsequent für die Wiederherstellung der Union und die Befreiung der Sklaven einsetzt. Aber in der Metropole der Ostküste herrscht ein ruinöser Wettbewerb. Als die "New York Times" 1891 ihren Preis auf drei Cent erhöht, bricht die Auflage ein. Der deutschstämmige Verleger Philip Ochs leiht sich 75.000 Dollar, kauft 1896 die Zeitung und kann sie vor der Pleite retten. Der von Ochs kreierte Spruch "All the news that's fit to print" wird zum Markenzeichen der "New York Times", die nun den Durchbruch schafft. Sie erscheint auch sonntags mit einer Buch- und Kulturbeilage.

Ochs steigert zur Jahrhundertwende die Auflage von anfangs 9.000 auf 80.000 Exemplare. Als der Verlag 1904 umzieht, gibt die Zeitung der neuen Adresse ihren Namen: Aus dem Longacre-Square wird der Times-Square. Die Arbeit der Redaktion ist bislang 117 Mal mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet worden. Besonderes Aufsehen erregt 1971 die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere. Die geheimen Unterlagen zeigen, dass alle US-Regierungen den Krieg in Vietnam systematisch vorangetrieben haben - auch jene von US-Präsident Richard Nixon, der behauptet hat: "Ich will diesen Krieg beenden." Der Ertappte will den Abdruck stoppen, aber das oberste Gericht gibt der Zeitung recht: "Nur eine freie, unbehindert agierende Presse kann wirksam Täuschungen durch die Regierung aufdecken."

Selbstkritik nach Bush-Unterstützung

Erfolgreiche Jahre folgen. 1987 umfasst eine Sonntagsausgabe der "New York Times" 1.287 Seiten und wiegt über fünf Kilo. Aber nach der Jahrtausendwende steht wiederum die Existenz der Zeitung auf dem Spiel. Die Printausgabe verliert Leser sowie Klein- und Werbeanzeigen an das Internet. Dazu kommt ein Umsatzeinbruch durch die Finanzkrise und eine hausgemachte Krise. Die "New York Times" steht nach den Terrorakten des 11. Septembers 2011 an der Seite der Regierung von Präsident George W. Bush. Vor allem der Irakkrieg wird von ihr publizistisch unterstützt. Dafür entschuldigt sich die Redaktion im Mai 2003. Zudem erschüttert eine Fälschungsserie die Glaubwürdigkeit der Zeitung: Ein Redakteur hat systematisch Reportagen frei erfunden.

Daraufhin befragt sich die Redaktion in einem internen "Innovationsreport", was verbessert werden muss. Darin werden die Mängel ungeschönt aufgezeigt. Als der Report gehackt und in einem News-Blog veröffentlicht wird, befürchtet Herausgeber Arthur Ochs Sulzberger junior eine Katastrophe. Doch es gibt Applaus für die Selbstkritik. Die Leser fühlen sich ernst genommen. "Der entscheidende Punkt ist, man muss wissen, was das Publikum ist, und was es will. Das heißt nicht, dass unser Journalismus sich ändern muss, sondern dass sich die Präsentation ändern sollte." Die Redakteure müssten mehr dafür tun, um Leser zu anzusprechen. "Herzlich willkommen in der Welt der sozialen Medien!"

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 18. September 2016 ebenfalls an die erste Nummer der "New York Daily Times". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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