Otto Hahn, Chemiker

28. Juli 1968 - Otto Hahn stirbt in Göttingen

Stand: 28.07.2018, 00:00 Uhr

6. August 1945 - die BBC gibt den Abwurf einer Atombombe über Hiroshima bekannt. In Farm Hall, einem britischen Landhaus nicht weit von Cambridge, hören auch zehn deutsche Wissenschaftler diese Radiomeldung. Sie sind seit kurzem dort interniert. Unter ihnen ist auch Otto Hahn.

Der Chemiker hat einen Schwächeanfall, als er von der Zerstörung der japanischen Stadt hört. Er sei innerlich sehr erregt gewesen, sagt Hahn später. "Denn schließlich hatte ich doch selbst diese Tragödie mit ausgelöst."

Otto Hahn, Chemiker (Todestag 28.07.1968)

WDR 2 Stichtag 28.07.2018 04:15 Min. Verfügbar bis 25.07.2028 WDR 2


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Hahn tritt nicht in die NSDAP ein

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigt sich der Chemiker zusammen mit der Physikerin Lise Meitner in Berlin mit Radioaktivität. Sie beobachten den sogenannten Radioaktiven Rückstoß. Dieser tritt beim Platzen eines Atoms auf und ist mit Kräften zu vergleichen, die beim Abschuss einer Kanonenkugel auftreten.

Nach Hitlers Machtübernahme verlässt Hahn den Lehrkörper der Universität. Er weigert sich, in die NSDAP einzutreten. Nach dem Anschluss Österreichs rät er Lise Meitner zur Emigration nach Schweden. Den Kontakt zu ihr hält er aufrecht.

Basis für Atombombe

Im Dezember 1938 gelingt Hahn die Spaltung von Uran. Er stellt fest, dass dabei eine große Energie frei wird - "so ungeheuer, dass man an die Herstellung eines starken Sprengstoffs, einer Atombombe, denken konnte".

Über Otto Hahn und Lise Meitner erfährt Niels Bohr von den Experimenten. Bohr geht in die USA und beteiligt sich an der Entwicklung der Atombombe.

Nobelpreis für Uranspaltung

Ein Vierteljahr nach der Explosion in Hiroshima erfährt Hahn in Farm Hall aus dem "Daily Telegraph", dass er den Nobelpreis erhalten soll. Im Januar 1946 dürfen die zehn Wissenschaftler wieder nach Deutschland zurück. Hahn lässt sich in Göttingen nieder.

Ende des Jahres nimmt er den Nobelpreis für Chemie von 1944 entgegen. Kritik an der Auszeichnung weist er zurück: "Wir konnten damals am Anfang nicht wissen, welche Konsequenzen die Spaltung von Uran hat."

Nein zur militärischen Nutzung

Später weigert sich Hahn, an der Weiterentwicklung der Bombe zu arbeiten. 1957 spricht er sich gegen die atomare Ausrüstung der Bundeswehr aus - zusammen mit 17 weiteren Wissenschaftlern in der sogenannten Göttinger Erklärung.

Die zivile Nutzung der Atomkraft befürwortet er jedoch: "für die Heilkunde, für die Wissenschaft, für die Elektrizitätsversorgung". Otto Hahn stirbt am 28. Juli 1968 mit 89 Jahren in Göttingen.

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