Älteste noch erhaltene Moschee Deutschlands in Berlin-Wilmersdorf

26. April 1925 - Älteste noch erhaltene Moschee Deutschlands eröffnet

Stand: 26.04.2020, 00:00 Uhr

Sie ähnelt einer Miniaturausgabe des indischen Taj Mahal: Die älteste noch erhaltene Moschee Deutschlands steht in Berlin-Wilmersdorf. Flankiert wird der am 26. April 1925 eröffnete Kuppelbau von zwei Minaretten, die über 30 Meter hoch sind.

Erbaut worden ist sie von der Ahmadiyya-Lahore, einer islamischen Gemeinschaft aus dem heutigen Pakistan. "Die Ahmadiyya ist im 19. Jahrhundert in Britisch-Indien entstanden", sagt Thomas Lemmen, Professor an der Katholischen Hochschule NRW. "Der Gründer war ein Gelehrter namens Mirza Ghulam Ahmad."

Lahore-Gruppe in Berlin

Nach Ahmads Tod 1908 habe sich die Ahmadiyya in zwei Gruppen gespalten. "Die eine - nach dem Ort Lahore benannt - sieht in dem Gründer einen beispielhaften Reformer", so Lemmen. Die andere Gruppe - nach der indischen Stadt Qadian benannt - sehe ihn als Propheten.

Die Lahore-Gruppe kommt 1920 nach Berlin. Kurz zuvor, noch während des Ersten Weltkrieges, hat Kaiser Wilhelm II. die erste Moschee Deutschlands errichten lassen - für rund 15.000 muslimische Kriegsgefangene aus britischen und französischen Truppen.

Ersatz für erste deutsche Moschee

Da die Holzkonstruktion jedoch bald baufällig ist, wird die Moschee abgerissen. Als Ersatz baut die Berliner Ahmadiyya-Gemeinde nach Plänen des Berliner Architekten Karl Alfred Herrmann die Moschee in Wilmersdorf.

1930 gründen die Lahore-Gruppe und deutsche Muslime zusammen die Deutsch-Muslimische Gesellschaft. Die Wilmersdorfer Moschee wird zum Mittelpunkt islamischen Lebens. Dort finden Veranstaltungen statt, an denen neben Islamwissenschaftlern auch jüdische Gelehrte teilnehmen.

Erste Moschee in Berlin eröffnet (am 26.04.1925)

WDR 2 Stichtag 26.04.2020 04:04 Min. Verfügbar bis 24.04.2030 WDR 2


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Imame für Wehrmacht und SS

Als die Nazis die Macht übernehmen, steht die Berliner Moschee zunächst unter Beobachtung. Sie sei "Unterschlupf und Absteigequartier für Kurfürstendamm-Juden", so die NSDAP-Reichsleitung. Doch 1939 heißt es in einem Gestapo-Papier: "Zunächst werden Bedenken in staatspolizeilicher Hinsicht gegen diese Vereinigung nicht erhoben."

Ziel der Nazis ist es, die Muslime zu instrumentalisieren: Muslimische Wehrmachts- und SS-Divisionen werden eingerichtet. Ab 1941 residiert der Großmufti von Jerusalem als Gast von Adolf Hitler in Berlin. Mit Hilfe des "Führers" will er die Gründung eines jüdischen Staates in Palästina verhindern.

Die Moschee der Ahmadiyya in Wilmersdorf ist zu dieser Zeit allerdings verwaist. Als britische Staatsbürger haben deren Anhänger Deutschland bei Kriegsbeginn verlassen. 1945 kehren sie zurück und setzen ihre Gemeindearbeit bis heute fort.

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