Jean de La Fontaine

13. April 1695 - Todestag des Fabeldichters Jean de La Fontaine

Stand: 13.04.2020, 00:00 Uhr

Dass er seine Vorliebe für Tiergeschichten im Wald gelernt hat, ist eine Legende. Zwar ist Jean de La Fontaines Vater als Angehöriger des niederen Adels Oberforstmeister in der Champagne, und Jean wird nach einem Theologie- und Jurastudium in Paris sein Nachfolger. Aber er fühlt sich nicht zum Förster berufen, sondern betreibt seine Rückkehr nach Paris: als Dichter.

Dafür nimmt er in Kauf, dass er von Gönnern abhängig bleibt: erst vom Finanzminister Ludwigs XIV., später von einer reichen Adeligen und schließlich von einem Bankier.

"Sagen, ohne es zu sagen"

Geboren wird La Fontaine 1621 in Château-Thierry. 1637 geht er erstmals nach Paris, 1647 heiratet er die 14-jährige Marie Héricart, mit der er ein Kind hat, aber keine innige Beziehung unterhält. 1659 wird er als zugelassener Anwalt am Obersten Gericht von Paris erwähnt. Grundlage für seine Fabeln sind Beobachtungen in der feinen Gesellschaft. Da offene Kritik in der Epoche des Sonnenkönigs leicht ins Gefängnis führen kann, maskiert er seine Satire. Die Motive der Fabeln findet er in der Antike oder im Orient.

Zwischen Hase und Schildkröte, Löwe, Ratte und Mücke oder zwischen Fuchs und Raben geht es in den Geschichten genauso zu wie am Hof und um ihn herum: Die Großen fressen die Kleinen, Hinterlist besiegt die Dummen, und die allzu aufgeblasenen Frösche platzen. "Le dire, sans dire", nennt La Fontaine das literarische Versteckspiel: "Sagen, ohne es zu sagen."

Das Restwerk ist vergessen

Rund 250 Fabeln veröffentlicht La Fontaine. Einige davon gehören heute noch zum französischen Schulstoff, darunter Klassiker wie "Die Grille und die Ameise", "Der Rabe und der Fuchs", "Der Löwe und die Maus", "Der Hirtenjunge und der Wolf" und "Der Fuchs und die Trauben". Vergessen dagegen sind seine Theaterstücke, Opernlibretti und etwa 70 Erzählungen und Novellen. Auch die bedienen sich meist antiker oder mittelalterlicher Stoffe - ihr Inhalt ist indes stets aktuell, vor allem aber auch erotisch.

Einen dieser Erzählbände beschlagnahmt die Polizei 1675, weil darin die Geistlichen zu sehr verspottet würden. La Fontaine zeigt sich auch hier beweglich: Kurz vor seinem Tod entschuldigt er sich für seine erotischen Geschichten - und spendet einen Teil der Verkaufserlöse an die Armen. Er stirbt am 13. April 1695 im Alter von 73 Jahren in Paris.

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