Klimaaktivisten demonstrieren gegen Baumrodung und Kanalausbau in Münster

Lokalzeit Münsterland 10.10.2023 Verfügbar bis 10.10.2025 WDR Von Andreas Lorek

Klima-Aktivisten weiten Protest gegen Baumfällungen aus

Stand: 23.10.2023, 19:45 Uhr

Aktivisten wollen mit einer Baumbesetzung in Münster dutzende Bäume retten. Diese sollen für die geplante Verbreiterung des Dortmund-Ems-Kanals gefällt werden.

Von Markus Holtrichter

Seit mehr als zwei Wochen blockieren Aktivisten geplante Baumfällarbeiten am Dortmund-Ems-Kanal. Mit ihrer Aktion wollen sie verhindern, dass der Kanal verbreitert wird, denn dafür müssten viele Bäume gefällt werden. Die Aktivisten haben sich mit Seilen und Hängematten hoch in den Bäumen am Kanal-Ufer festgemacht. Auch nachts harren sie in luftiger Höhe aus.

Anfang des Monats hatten die Aktivisten ihr Lager eingerichtet, mit behördlicher Genehmigung. Weil die jetzt ausgelaufen wäre, beantragten die Demonstranten eine neue Erlaubnis bei der Polizei. Mit Erfolg. Das Camp am Dortmund-Ems-Kanal wird für zwei weitere Wochen geduldet.

Das Wasserstraßen- und Schiffahrtsamt Rheine hält indes an seinen Plänen für den Ausbau des Kanals fest. In den kommenden Tagen wollen sie gemeinsam mit Polizei und Forstbehörde entscheiden, ob und wie sie auf die Blockade der Abholzung reagieren.

Mehr Platz für große Frachter

Demonstranten vor einem Wald

Aktivisten wollen die Baumfällung verhindern

Die Aktivisten sind an der "Pleistermühlenbrücke" in Münster. Gut 30 Meter soll die Wasserstraße an dieser Stelle verbreitert werden. So will der Bund mehr Platz für große Güterschiffe schaffen. Mitglieder von "Fridays for Future", "Greenpeace", "Platanenpower" und weitere Umweltschützer wollen das verhindern.

"Für anderthalb Schiffe pro Tag werden hier zig Bäume, die 90 - 100 Jahre alt sind, einfach niedergemäht," sagt Doro, eine Sprecherin der Aktivisten. Sie hält den geplanten Kanal-Ausbau für nicht gerechtfertigt. Es gehe nur um wenige große Schiffe, die sich derzeit ausweichen müssen. Und die würden oft auch noch klimaschädliche Kohle transportieren.

Anwohner sind solidarisch

Einige Anwohner unterstützen die Aktivisten spontan, bringen beispielsweise Kaffee vorbei. Denn auch Menschen, die direkt am Kanal leben, sind gegen den Ausbau. Solidarisch zeigen sich auch einige Spaziergänger, die spontan auf die Baumretter getroffen sind.

Weil der Protest zunächst nicht angemeldet war, hat die Polizei mehrere Aktivisten angezeigt. Sie hält sich ansonsten derzeit zurück. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rheine ist für den Kanalausbau zuständig. Die Behörde will nun das Gespräch mit den Aktivisten suchen mit dem Ziel, dass der Protest friedlich beendet wird.

Aktivisten wollen weitermachen

Die Umweltschützer hingegen sind fest entschlossen, ihren Protest hier länger durchzuziehen. "Bei einer Zwangsräumung würde ich auf jeden Fall sitzen bleiben und die müssten mich wegtragen", sagt Doro. Es gehe aber um ausschließlich friedlichen Protest.