Anfeindungen gegen städtischen Mitarbeiter

Lokalzeit OWL 03.04.2024 25:01 Min. Verfügbar bis 03.04.2026 WDR Von Christina Joswig

Nach Verhandlung mit Amazon: Stadt-Mitarbeiter nach öffentlichen Beleidigungen krank geschrieben

Stand: 05.04.2024, 09:55 Uhr

Der Wirtschaftsförderer der Stadt Horn-Bad Meinberg hat öffentlich gemacht, dass er krank geschrieben ist. Vor einem Jahr waren in der Stadt beleidigende Plakate mit seinem Foto aufgetaucht.

Rüdiger Krentz ist aktuell nicht an seinem Arbeitsplatz bei der Stadt Horn-Bad Meinberg. Nachdem Unbekannte vergangenen Sommer Plakate mit seinem Foto und Beleidigungen gegen ihn und seine beruflichen Tätigkeiten in der Stadt aufgehängt hatten, fühlt er sich am Arbeitsplatz und in Horn-Bad Meinberg nicht mehr wohl.

Er beschreibt, dass er unkonzentriert wurde. "Auch aus dem Kollegenkreis habe ich das Feedback bekommen: Du bist nicht mehr der, der du vorher warst. Deswegen habe ich mir professionelle Hilfe gesucht.“

Verhandlungen mit Amazon geführt

Rüdiger Krentz ist seit elf Jahren Wirtschaftsförderer der Stadt. Eins seiner großen Themen war der Industriepark Lippe; er hat sich vor allem um die Ansiedlung des Onlineversandhandels Amazon bemüht. Das Unternehmen will dort im Sommer ein Logistikzentrum eröffnen. Aber auch die Wasserstofferzeugung oder die Klärschlammverbrennung waren Themen, die er betreut hat.

Ein Plakat mit dem Foto eines Mannes und diffamierenden Äußerungen zu seinen beruflichen Aufgaben.

Die Verfasser der Plakate werfen Krentz berufliches Scheitern vor und machen ihn als Person für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt verantwortlich. Dagegen wehrt sich der 64-Jährige: "Vielleicht sollten diejenigen einfach mal verstehen, dass ein städtischer Mitarbeiter erstmal nur seinen Job macht. Er erfüllt seine Aufgaben nach den Vorschriften, die es gibt oder nach den Auftträgen, die er aus der Politik erhält."

Krentz hatte vergangenes Jahr eine Strafanzeige gestellt. Die Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft Detmold wurden jedoch wegen fehlender Beweise eingestellt.

Aktionsbündnis gegen Amazon distanziert sich

Für seine Arbeit wurde Krentz viel kritisiert, besonders für die Pläne mit Amazon. Zwar bringt der Versandriese um die 1.000 Arbeitsplätze in die Region, dennoch fürchten Kritiker eine Zunahme des Verkehrs und negative Einflüsse auf den lokalen Handel und den Artenschutz. Die Mitglieder des Aktionsbündnis "Beller Feld" bezweifeln, dass die Baugenehmigung für das Logistikzentrum rechtmäßig war. 

Von der Plakat-Aktion distanziert sich das Bündnis jedoch klar. "Für uns ist ganz klar, wir würden nie Menschen diskreditieren oder handgreiflich werden. Wir bleiben wirklich immer der Sache treu", sagt Nicole Heithecker.

Mit Mahnwachen, Leserbriefen und Gesprächen versuchen sie und die anderen, ihre Sorgen an die Politik zu tragen. Eine Vorverurteilung von Amazon-Gegnern sei voreilig und diene nicht der Aufklärung.

Nach Verhandlung mit Amazon: Stadt-Mitarbeiter in Horn-Bad Meinb

WDR Studios NRW 03.04.2024 00:44 Min. Verfügbar bis 05.04.2026 WDR Online


Stadt stellt sich hinter ihren Wirtschaftsförderer

Die Stadt Horn-Bad Meinberg stehe hinter seinem Mitarbeiter, sagt Pressesprecher Sebastian Vogt. "So einen Vorfall hatten wir hier noch nicht, dass ein Mitarbeiter so persönlich für Dienste, die er im Dienst der Stadt Horn-Bad Meinberg tut, angegriffen wird."

Die Plakette der Initiative "Sicher im Dienst NRW"

Insgesamt sei der Ton städtischen Mitarbeitenden gegenüber allerdings rauer geworden, vor allem im Bereich des Bürgerservice. Um dem entgegenzuwirken, ist die Stadt einer landesweiten Initiative beigetreten. "Mit dem Netzwerk "Sicher im Dienst" wollen wir uns zum einen mit anderen Kommunen austauschen, die ähnliches erlebt haben, aber auch Methoden entwickeln, um gegen Übergriffe gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorgehen zu können", erklärt Sebastian Vogt. Er hofft auf mehr Wertschätzung für die Arbeit der Mitarbeitenden der Stadt.