Diskussion um 2G: Geimpft, genesen oder draußen?

Stand: 09.09.2021, 11:48 Uhr

Der Druck auf Ungeimpfte steigt, zumindest in einigen Bundesländern. Wie lange darf man in NRW mit einem negativen Test noch ins Restaurant oder Kino?

2G - das klingt vielleicht wie ein veralteter Mobilfunkstandard, könnte aber in den kommenden Wochen und Monaten den Alltag von Millionen Menschen verändern. Ist 2G vielleicht die letzte Möglichkeit, der ins Stocken geratenen deutschen Impfkampagne neues Leben einzuhauchen? Fragen und Antworten.

Was hat es mit 2G auf sich?

Schon seit Monaten gilt in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens: Zutritt nur für Geimpfte, Genesene und Getestete. Die so genannte 3G-Regel galt bisher als Voraussetzung, um in der Pandemie auch Freizeitstätten wieder zu öffnen, die wegen der erhöhten Infektionsgefahr in Innenräumen lange schließen mussten - zum Beispiel Kneipen, Restaurants, Kinos und Nachtclubs.

Angesichts der steigenden Infektionszahlen mehren sich die Stimmen, dass mit 3G die Pandemie nicht mehr eingedämmt werden kann. Denn die Fehlerquote bei Schnelltests sei einfach zu hoch. Die Forderung: Nur noch Geimpfte oder Genesene sollen künftig zu vielen Bereichen zugelassen werden - nach der 2G-Regel.

Wo gilt bereits jetzt 2G? Und was sind die Vorteile?

Als erstes Bundesland hat Hamburg das so genannte 2G-Optionsmodell eingeführt: Dort können schon seit Wochen Gastronomen frei entscheiden, ob sie nur noch Geimpfte und Genesene bewirten wollen. Der Vorteil: Für ihre Gäste gelten keine Abstandsregeln mehr, auch die Maskenpflicht in Innenräumen ist aufgehoben. Außerdem müssen sich die Gastronomen nicht mehr um die Kontaktnachverfolgung kümmern - die Daten der Gäste werden nicht mehr registriert.

Geimpft, genesen, getestet gegen Gebühr: Führt 3G zur gespaltenen Gesellschaft?

corona nachgehakt 30.08.2021 15:53 Min. Verfügbar bis 30.08.2026 Phoenix

In Baden-Württemberg wird die 2G-Regel nach Informationen des SWR künftig von der Hospitalisierungsrate abhängig gemacht. Sobald 390 Covid-Patienten im Land auf Intensivstationen behandelt werden, greift die entsprechende Warnstufe - und Getestete müssen draußen bleiben.

Ministerpräsidentin Dreyer zur Flutkatastrophe im Ahrtal

Malu Dreyer

Rheinland-Pfalz führt ab Sonntag eine sogenannte 2G-Plus-Regelung ein. Einen weiteren Lockdown für Geimpfte und Genesene werde es nicht geben, erklärte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Stattdessen soll bei steigenden Infektionszahlen im Land der Zutritt von Ungeimpften zu Veranstaltungen jeglicher Art und der Gastronomie schrittweise reduziert werden.

In anderen Bundesländern laufen die Diskussionen noch oder 2G gilt nur in besonders kritischen Bereichen, wie in Nachtclubs. Hessen tendiert zum Beispiel zum Optionsmodell, nach dem Gastronomen oder Veranstalter selbst über 2G oder 3G entscheiden können.

Wie sieht es in NRW aus?

Dort überlegt man offenbar noch. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte sich zwar kürzlich noch dagegen ausgesprochen, Ungeimpfte ganz auszuschließen: "Ich bin der Meinung, dass die 3G-Regel gelten sollte." Ganz ausschließen will er Verschärfungen der Regeln aber offenbar auch nicht. Anders lässt sich seine Aussage kaum interpretieren, dass es keinen "Lockdown für Geimpfte" geben werde.

In Wuppertal wurde die Einführung von 2G erst vor wenigen Tagen im Stadtrat diskutiert - um die extrem hohen Infektionszahlen einzudämmen. Der Vorstoß scheiterte aber am Widerstand von FDP und Teilen der CDU-Fraktion.

Manche Veranstalter haben allerdings jetzt schon Fakten geschaffen. So lässt der 1. FC Köln nur noch Geimpfte und Genesene ins Stadion. Und auch zahlreiche Kölner Clubbetreiber wollen in den kommenden Wochen auf 2G umstellen.

Wer ist für und wer gegen 2G?

Die wichtigsten Fürsprecher finden sich unter Wissenschaftlern und Medizinern. Am Freitag erklärte zum Beispiel der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, der Druck auf Ungeimpfte müsse erhöht werden - mit einer bundesweiten Einführung der 2G-Regel. Ähnlich äußerte sich Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi).

Zuvor hatte sich bereits der nordrhein-westfälische Städtetag dafür ausgesprochen, Freizeitbereiche nur noch für Geimpfte und Genesene zu öffnen.

Hingegen gibt es Widerstand vom Gaststättenverband Dehoga, der um die Umsätze seiner Mitglieder bangt, sowie der Gewerkschaften IG Metall und IG BCE. Arbeitgeber müssten weiterhin kostenlose Tests zur Verfügung stellen, damit auch Ungeimpfte diskriminierungsfrei ihrer Arbeit nachgehen könnten. Einen 2G-Zugang zum Arbeitsplatz ausschließlich für Geimpfte und Genesene lehnen die Gewerkschaften ab.

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