Aus nach Jahrzehnten: Traditionslokale überleben Corona nicht

Stand: 18.07.2020, 20:22 Uhr

  • Sowohl Kult-Pommesbude als auch Edel-Italiener schließen
  • Verband: 30 Prozent der Gastro-Betriebe sind gefährdet
  • Den Herbst und Winter könnten viele nicht überleben

"Liebe Gäste, liebe Freunde!
wir sind sehr traurig mitteilen zu müssen unser Bistro mit dem heutigen Tage schließen zu müssen. Die Entscheidung war durch die Entwicklung der letzten Monate alternativlos. Wir haben alles versucht, alle Register gezogen, leider schlussendlich erfolglos. Wir sind stolz auf das Erreichte der letzten 3 Jahrzehnte, stolz auf den Zuspruch unserer treuen Gäste über diesen unfassbar langen Zeitraum.
"

31 Jahre lang war "Roberts Bistro" eine Institution im Düsseldorfer Medienhafen. Am Mittwoch (14.07.2020) gab Inhaber Paul Meister auf Facebook bekannt, dass er das Lokal schließt. Hunderte Menschen schreiben unter dem Post, wie traurig sie sind und wie gut das französische Essen ihnen immer geschmeckt habe.

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Sowohl Kult-Pommesbude als auch Edel-Italiener schließen

Die Spannbreite der alteingesessenen Gastronomen, die zurzeit schließen, reicht von der ersten Pizzeria Plettenbergs über eine Kult-Pommesbude und einen Edel-Italiener in Dortmund bis zum ältesten Japaner Düsseldorfs. Sie alle haben nach mehreren Jahrzehnten entschieden aufzugeben. Gerade, wenn das Stammpublikum eher älter ist und aktuell lieber zu Hause bleibt oder es keine Außengastronomie gibt, sei es wegen der Corona-Auflagen schwierig, kostendeckend zu arbeiten, berichten Inhaber.

Der Anfang einer Pleitewelle?

Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga befürchtet, dass das erst der Anfang einer größeren Pleitewelle ist, die im Herbst und Winter kommen könnte: "Wir rechnen damit, dass 30 Prozent der Betriebe gefährdet sind. Viele Betriebe gehen davon aus, dass sie nur halb so viel Umsatz machen wie im vergangenen Jahr," sagt Dehoga-Sprecher Thorsten Hellwig.

Die Ungewissheit ist groß

Viele Gastronomen sind gespannt, wie sich die Umsätze in den kommenden Monaten entwickeln. "Ich habe keine großen Rücklagen, ich bin ja gerade erst frisch in die Selbstständigkeit gestartet," sagt etwa Denise Weingarten, die kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie eine Tapasbar in Siegen eröffnet hat. Je nachdem, wie es in den kommenden Wochen weitergehe, könne sie vielleicht nur noch zwei oder drei Monate durchhalten. Gerd Röpke, Besitzer eines Sushi-Lieferdienstes in Düsseldorf, kann gut verstehen, dass einige alteingesessene Gastronomen jetzt zumachen: "Wenn man nur die Hälfte der normalen Umsätze machen kann, kann ich das gut verstehen, dass man irgendwann, bevor es zum absoluten Super-GAU kommt, sagt: Hier ist die Fahnenstange erreicht."

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