In Zeiten von Corona wird Lernen auf Distanz künftig in Nordrhein-Westfalen wie Präsenzunterricht in die Leistungsbewertung der Schüler einfließen. Das kündigte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Donnerstag (16.07.2020) im Gespräch mit dem WDR an.
"Wir schaffen die Voraussetzungen, dass Schüler in die Lage kommen, digitale Hausaufgaben oder Projektarbeiten zu erledigen. Sollte es dann keinen Präsenzunterricht geben können und Lernen auf Distanz stattfinden, dann muss es auch entsprechend benotet werden", sagte Gebauer dem WDR am Donnerstag.
Bisher war die Lage anders. Bis zu den Sommerferien flossen schlechte Leistungen aus dem coronabedingten Lernen zu Hause nicht in die Benotung ein. Nur wenn sich Schüler besonders positiv mit Arbeiten hervorgetan hatten, fand das seinen Niederschlag in der Bewertung ihres Sozialverhaltens.
Mit der neuen Verordnung, die in Vorbereitung ist, will das Ministerium Lernen auf Distanz mit dem Präsenzunterricht gleichsetzen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass tatsächlich alle Schüler mit digitalen Endgeräten ausgestattet sein werden - auch solche, deren Eltern dazu finanziell nicht in der Lage sind. Und auch die etwa 200.000 Lehrkräfte in NRW müssen für den digitalen Unterricht geeignete Geräte haben. Die Verteilung sollen die Schulen beziehungsweise die Schulträger vornehmen.
Laptops und Tablets für alle Schüler per Ausleihe
Bedürftige Schüler sollen sich künftig von ihrer Schule Laptops oder Tablets für den digitalen Unterricht ausleihen können. "Wir haben jetzt dafür Sorge getragen, dass 178 Millionen Euro dafür zur Verfügung gestellt werden", sagte Gebauer dem WDR. An wen die Geräte ausgeliehen werden, würden die Schulen beziehungsweise die Lehrkräfte entscheiden: "Weil die am Ende des Tages am besten wissen, wie es um die Situation bei den einzelnen Schülern bestellt ist."
Schauen, was machbar ist
Gebauer fände es "wünschenswert", wenn die Schulen schon zum Start des neuen Schuljahres über die Geräte verfügten. Garantieren kann sie das nicht: "Man muss halt schauen, was leistbar und machbar ist." Bei der Beschaffung stünden noch viele Dinge zur Debatte, die berücksichtigt werden müssten. Das Förderprogamm des Bundes laufe bis Jahresende. Sie hofft, dass die Schulen "so schnell als möglich" Laptops und Tablets anschaffen: "Weil wir ja nicht wissen, wann es vor Ort tatsächlich nötig ist, diese Gerätschaften bei einem Auftreten von Corona auszuleihen."