Die Impfungen mit Astrazeneca gegen das Coronavirus sollen ab Freitag normal weiterlaufen. Trotzdem sind viele jetzt verunsichert: Sollten zum Beispiel junge Frauen das Risiko einer Thrombose in Kauf nehmen? Was ist, wenn ich sowieso schon eine Gerinnungsstörung habe? Fragen und Antworten.
Kann man sagen, für wen das Risiko einer Hirnvenen-Thrombose nach einer Astrazeneca-Impfung erhöht ist?
Nein, aktuell noch nicht. Auch wenn vor allem Frauen an der seltenen Sinusvenenthrombose erkrankt sind, ist es immer noch eine sehr, sehr seltene Nebenwirkung: Nur 13 von 1,6 Millionen Geimpften in Deutschland sind nach aktuellem Stand daran erkrankt. Forschende untersuchen mit Hochdruck, ob sie einen oder mehrere bestimmte Risikofaktoren finden können. Epidemiologe und Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (SPD) empfiehlt deshalb, sich trotz der sehr seltenen Nebenwirkung - schätzungsweise gibt es einen Fall pro 100.000 Impfungen - mit Astrazeneca impfen zu lassen: Jüngere Frauen würden zwar nicht so häufig schwer an Covid erkranken, aber häufiger als andere an long covid erkranken, so Lauterbach. "Das kann zu großer Erschöpfung führen, mindestens eine von zehn Frauen betrifft das."
Was, wenn ich glaube, dass ich besonders gefährdet bin, eine Thrombose nach einer Impfung zu bekommen?
Da "normale" Thrombosen nach der Impfstoffvergabe nach aktuellem Stand nicht häufiger sind als ohne Impfstoff, sind Faktoren wie Krampfadern oder Gerinnungsstörungen nach Ansicht vieler Experten kein Grund, der gegen eine Impfung mit Astrazeneca spricht.
Hirnvenenthrombosen können durch eine seltene Autoimmunreaktionreaktion entstehen. Das Immunsystem richtet sich dann gegen körpereigene Zellen. Frauen sind generell häufiger von Auroimmunerkrankungen betroffen als Männer, hormonelle Verhütungsmittel wie die Antibabypille können zu einem kleinen Teil dieser Erkrankungen beitragen. Sie kann aber auch durch Hormonveränderungen während einer Schwangerschaft oder einer Geburt entstehen. Auch andere Infektionen und Entzündungen gelten als Ursache.
Gibt es die Möglichkeit, eine Bescheinigung zu bekommen, dass man nicht mit Astrazeneca geimpft werden sollte?
Nein, aktuell würden dafür noch keine Bescheinigungen ausgestellt, so die Mediziner des Centrum für Blutgerinnungsstörungen und Transfusionsmedizin in Bonn. "Dafür müssten die genauen Risikofaktoren für diese seltene Nebenwirkung erst bekannt sein", erklärt Facharzt Dr. Holger Seidel. "Ich gehe davon aus, dass anhand der vorliegenden Fälle bald genügend Daten da sein werden, um das in den nächsten Tagen oder Wochen beantworten zu können."
Inzwischen kennt man allerdings auch typische Symptome, die auf eine dieser seltenen Thrombosen hindeuten können, die Impfärzte und –ärztinnen informieren darüber. Und: Eine Behandlung der seltenen Thrombosen ist möglich.
Wenn ich Astrazeneca nicht will, habe ich eine Wahlfreiheit beim Impfstoff?
Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) jetzt schon. Das sei aber eine Entscheidung des jeweiligen Arztes, betonte er: "Wenn der Impfling und der Arzt gemeinsam zu der Entscheidung kommen, dass ein anderer Impfstoff angezeigt ist, wird auch eine Impfung mit einem anderen Impfstoff möglich sein."