Ab Dienstag gibt es in NRW keine Maskenpflicht im Schulunterricht am Sitzplatz mehr - die Reaktionen darauf fallen gemischt aus. Schülerinnen und Schüler reagieren mit Erleichterung und Sorge: Viele finden Masken im Unterricht anstrengend, machen sich aber auch Gedanken, sich jetzt eher mit dem Coronavirus anzustecken.
Kutschaty: "Sehr bedenklich"
NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) begründete den Wegfall der Maskenpflicht gegenüber dem WDR mit sinkenden Infektionszahlen. NRW habe mitunter über 40 Prozent Anteil an den bundesweiten Neuinfektionen gehabt: "Wir liegen jetzt weit darunter, um die 20 Prozent." Der NRW-SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Kutschaty hält die Abschaffung der Maskenpflicht dagegen "für sehr bedenklich, solange keine anderen Schutzmaßnahmen beschlossen worden sind". Kritik kam auch von den Grünen, die viele Klassenräume für zu klein halten, um die Abstandregeln einzuhalten.
Genervte Lehrer
Der Lehrerverband VBE war überrascht über das Wegfallen der Maskenpflicht. Vorstandsmitglied Klaus Köther hatte damit gerechnet, dass sie erst einmal verlängert wird. Bei den Lehrkräften ist das Stimmungsbild gemischt. "Denn aus moralischer Perspektive muss es natürlich immer um den Schutz von Lehrern und Schülern gehen, die im Fall einer Erkrankung einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind. Im Moment sind die Kollegen von dem ständigen Hin und Her genervt", sagte Köther im WDR.
Gespalten in ihrer Bewertung sind die Eltern. "Manche halten die Maskenpflicht für absolut richtig, weil die Klassen klein sind. Es gibt aber auch Eltern, die sagen, man kann den Kindern nicht zumuten, sechs bis acht Stunden die Maske zu tragen." Der Krisenstab der Stadt Wuppertal bezog eindeutig Position pro Maskenpflicht. Wuppertals Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) appellierte deshalb an die Schüler, freiwillig weiter Masken im Unterricht zu tragen.
Maskenpflicht nur für Lehrer?
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte brachte unterdessen eine Maskenpflicht für Lehrer ins Spiel: "Wenn Sie im Frontalunterricht vor der Klasse stehen, haben Sie (…) eine ähnliche Situation wie im Chor. Da können Lehrer zu Superspreadern werden."
Gastronomie ist erleichtert
Positive Überraschung und Erleichterung kommt von den Gastwirten in NRW. Viele hatten sich auf eine Obergrenze der Teilnehmerzahl bei privaten Feiern eingestellt, doch die kommt erst einmal nicht. Bund und Länder konnten sich dabei am Donnerstag nicht einigen. Größere Feiern in Gaststätten können deshalb jetzt wie geplant stattfinden.
Lars Martin, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands, sagte dem WDR, die Menschen seien beim Feiern schon sehr zurückhaltend. "Was wir uns für die Zukunft wünschen würden, ist ein sensiblerer Umgang mit unserer Branche. Es fördert nicht unbedingt das Vertrauen unserer Gäste in Gastronomiebetriebe, wenn pauschal behauptet wird, Partys mit einer etwas größeren Teilnehmerzahl seien grundsätzlich Gefahrenherde."
Große Unsicherheit in der Event-Branche
In der Veranstaltungsbranche gibt es Enttäuschung: Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, dass Großveranstaltungen bis zum Ende des Jahres verboten sind. Schausteller Patrick Arens aus Dortmund sagte dem WDR, mit so etwas habe er schon gerechnet, dennoch gehe man da kurz in die Knie.
"Wenn Ihnen jemand das komplette Einkommen des Jahres wegnimmt und Ihre Aufgabe, dann ist das natürlich nicht nur der finanzielle Schaden groß. Sondern auch emotional zehrt das an den Nerven, wir sind ja auch alle noch für die eigene Familie verantwortlich. Und dann fragt man sich schon mal, wie es weitergeht." Arens hofft darauf, dass einige Weihnachtsmärkte in NRW doch noch stattfinden können.
Bund und Länder haben außerdem vereinbart, dass es ab Mitte September keine kostenlosen Corona-Tests mehr für alle Urlaubsrückkehrer geben soll - ab dann nur noch für die aus Risikogebieten.
Sorge in Flugreisebranche größer
Am Flughafen Düsseldorf wird die Sorge um die Passagierzahlen größer, nachdem Bund und Länder für Reiserückkehrer aus Risikogebieten eine Quarantänepflicht ab 1. Oktober beschlossen haben. Die Quarantäne ist erst beendet, wenn bei einem Test frühestens fünf Tage nach Einreise ein negatives Ergebnis vorliegt.
Von einem falschen Signal an die Passagiere und einem Rückschlag für die gesamte Luftverkehrsbranche sprach Thomas Schnalke, Vorsitzender der Geschäftsführung des Flughafens. Er sehe keine Veranlassung, eine Testpflicht in eine Quarantäne umzuwandeln.