Auf in den Kindergarten! Für viele Mädchen und Jungen beginnt am Montag (03.08.2020) eine neue Lebensphase, andere sind schon "alte Hasen". Für alle gilt: Corona wirbelt den Alltag gehörig durcheinander, nach wie vor gelten Einschränkungen. Doch spürbare Lockerungen nahen, bereits zum 17. August ist die Rückkehr zum Regelbetrieb geplant. Drei Fragen und drei Antworten zum Start des neuen Kita-Jahres in NRW.
Wie verändert die Pandemie den Kita-Betrieb bislang?
Seit knapp zwei Monaten haben die Einrichtungen wieder für alle Kinder geöffnet - allerdings mit reduzierten Betreuungszeiten von zehn Stunden pro Woche weniger für jedes Kind. Damit soll noch bis zur Wiederaufnahme des Regelbetriebs am 17. August aufgefangen werden, dass durch die Corona-Pandemie bei höherem Aufwand weniger Personal zur Verfügung steht. Eine erhebliche Umstellung sowie höheren Personalaufwand bedeutet auch die noch geltende Vorgabe, die einzelnen Gruppen strikt voneinander getrennt zu halten. Offene Konzepte mit gruppenübergreifendem Spielen oder flexiblem Einsatz von Erzieherinnen in Randzeiten kommen derzeit noch nicht wieder zur Anwendung. Diese Phase des "eingeschränkten Regelbetriebs" soll aber früher als bislang geplant schon zum 17. August enden. Mit dem Regelbetrieb haben Eltern wieder Anspruch auf volle Betreuungszeit, die strikte Gruppentrennung wird aufgehoben.
Erzieherinnen erhalten die Möglichkeit, sich alle zwei Wochen freiwillig auf Corona testen zu lassen. Abstandsregeln und Mundschutzpflicht sind indes bei den Kleinsten nicht umsetzbar. Deshalb soll strikt auf die übrigen Hygieneempfehlungen geachtet werden: Diese sehen etwa eine gründliche und häufigere Reinigung von Flächen, Spielzeug, Türklinken und Sanitärräumen vor.
Gibt es inzwischen mehr Kita-Plätze in NRW?
Zum Start des Kita-Jahres stehen mit etwa 729.300 Betreuungsplätzen rund 18.480 mehr Plätze zur Verfügung als bisher. Ein Großteil der Kinder wird in Kindertageseinrichtungen versorgt, etwa 69.200 Plätze entfallen auf die Kindertagespflege. Dort werden überwiegend Kinder jünger als drei von Tagesmüttern betreut. Nach Auskunft des Familienministeriums haben damit 39,8 Prozent der unter dreijährigen Kinder einen Betreuungsplatz. Bei den älteren Kindergartenkindern habe der fortlaufende Ausbau bewirkt, dass nun mehr als die Hälfte einen Ganztagsplatz hat. Der Rest habe meist einen 35-Stunden-Platz, der in der Regel auch eine Übermittagsbetreuung sicherstelle.
Was bringt die Reform des Kita-Gesetzes?
Mit dem neuen Kitajahr greift zum Monatsafang auch die Reform des Kinderbildungsgesetzes, als "Kibiz" bekannt. Für die Einrichtungen bringt das zunächst mal mehr Geld. Laut Familienministerium stehen für Kinderbetreuung 1,3 Milliarden Euro mehr zur Verfügung - das Geld soll die Qualität verbessern, für eine bessere Finanzierung des Personals sorgen und Eltern durch ein weiteres beitragsfreies Jahr entlasten. Wird jetzt alles besser? Die Gewerkschaften warnen vor zuviel Hoffnung auf tatsächliche Verbesserungen der Qualität: "Die Reform beendet zwar die jahrelange strukturelle Unterfinanzierung des Systems, aber wirkliche Verbesserungen der pädagogischen Arbeit können wir so nicht erreichen", sagt Barbara Nolte vom Verband Bildung und Erziehung (VBE NRW). Die Finanzierung sei weiter nicht auskömmlich für alles was Erzieherinnen leisten: "Konzeptarbeit, Elterngespräche, Entwicklungsdokumentation gehören zur täglichen Arbeit - diese Aufgaben werden aber nicht ausreichend berücksichtigt", sagt sie.