Die Menschen in Deutschland haben trotz Pandemie das Thema Klimawandel nicht vergessen. Dennoch ist ihnen das Auto immer noch das liebste Verkehrsmittel. Das zeigt der am Dienstag veröffentlichte repräsentative Mobiliätsmonitor. Seit 2019 untersucht das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) die Mobilität in Deutschland.
Mehr Radler und Fußgänger
Die Deutschen reisen zurzeit weniger und auch im Alltag hat sich die Mobilität verändert: Jeder Dritte fährt weniger Auto, während gut jeder Dritte mehr zu Fuß unterwegs und knapp jeder Dritte mehr Fahrrad fährt. Aufgrund von Homeoffice-Regelungen und Infektionsängsten wird der ÖPNV aktuell weniger genutzt als vor der Pandemie.
Der ÖPNV werde sich schnell erholen, prognostiziert Tobias Kuhnimhof, Verkehrsforscher der RWTH Aachen. Pendler und Schüler fahren wieder Bus und Bahn und Homeoffice wird wieder weniger. "Bleibt die Frage, wie viele haben das Vertrauen völlig verloren, haben weiterhin Angst vor Ansteckung? Mein Eindruck: es sind nicht viele", so der Verkehrsexperte.
Das Auto ist für die meisten Deutschen unverzichtbar
Insgesamt spielt das Auto aber für die Deutschen eine wesentliche Rolle als Verkehrsmittel: drei Viertel der Nutzer stufen den Pkw als unverzichtbar ein. Auf das Fahrrad möchten 52 Prozent der Nutzer unter keinen Umständen verzichten. Alle anderen Verkehrsmittel, darunter auch der ÖPNV, werden nur von einer Minderheit als unverzichtbar bewertet.
Den Trend zu noch mehr Autos pro Kopf sieht Tobias Kuhnimhof. Zwar wurden 2020 weniger Autos neu zugelassen, aber flächendeckend haben immer mehr Menschen in Städten und im ländlichen Bereich ein eigenes Auto. Kuhninhof nennt einen der Gründe: "Das hören die Leute nicht so gerne, aber der Pkw ist ein relativ günstiges Verkehrsmittel. Der durchschnittliche Preis eines Pkw-Kilometers in Deutschland, alle Kosten eingerechnet, liegt bei ungefähr 30 bis 35 Cent."
In zehn Jahren
Die große Mehrheit stellt sich auf erhebliche Veränderungen der Rahmenbedingungen für die individuelle Mobilität in den nächsten Jahren ein. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten vor allem eine Verringerung des Verkehrsaufkommens durch die Zunahme von Homeoffice, aber auch mehr Sperrungen der Innenstädte für den Autoverkehr, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und dass der Verkehr in den Städten mehr auf den ÖPNV sowie auf Fahrräder und Fußgänger ausgerichtet wird.
Mobilitätsforscher Stefan Carsten vom Zukunftsinstitut Frankfurt sieht global die Entwicklung zur aktiven Mobilität. "Also ein völliges Umdenken von der automobilen Stadt, die wir jetzt in den letzten 50, 60 Jahre erlebt haben, zu einer Stadt, die zu Fuß gehen und Fahrradfahren fördert". Die Pandemie hätte uns gezeigt, wie schnell wir etwas ändern können und wie sehr sich das positiv auf unsere Umwelt auswirkt.
Carsten: "Das ist ein Zustand, den sollten wir uns nicht mehr neben lassen. Wir sollten uns nicht zufrieden geben mit Atemwegs- und Kreislauferkrankungen, damit, dass wir psychischem Stress ausgesetzt sind durch eine schlechte, dreckige Luft und Umgebung."
Die aktuelle Umfrage gibt Hoffnung für die Natur, denn sie ergab, dass das Thema Klimaschutz für die Menschen trotz Pandemie eine große Rolle spiele, sagt Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach und acatech Senatorin: "Der großen Mehrheit ist bewusst, dass die Klimaschutzmaßnahmen die Rahmenbedingungen für ihre Mobilität verändern werden." Viele befürchten Einschränkungen, so Köcher, "hoffen jedoch, dass stattdessen der technologische Fortschritt und intelligente Verkehrskonzepte die Lösung bringen."