Corona-Ausbruch bei Tönnies: Wie geht es weiter?

Stand: 20.06.2020, 12:57 Uhr

  • Mehr als 800 infizierte Mitarbeiter bei Großschlachterei Tönnies
  • Kreis Gütersloh informiert heute über weitere Tests
  • Mögliche Rücknahme von Corona-Lockerungen

Wie ernst der Corona-Ausbruch in der Großschlachterei der Fleischfirma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück ist, wird an der Hilfe deutlich, die der Kreis Gütersloh angefordert hat: Inzwischen sind 65 Soldaten der Bundeswehr im Einsatz, um die Mitarbeiter zu testen, die Fälle zu dokumentieren und bei der Nachverfolgung von Kontaktpersonen zu helfen.

Über den aktuellen Stand der Reihentests will der Kreis Gütersloh am Samstag (20.06.2020) ab 14 Uhr informieren. Der WDR überträgt die Pressekonferenz in einem Livestream. Bis Freitagabend waren bereits mehr als 800 Tönnies-Mitarbeiter positiv auf SARS-Cov-2 getestet worden. Damit stiegt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Bewohner innerhalb der vergangenen sieben Tage auf über 90.

Kreis Gütersloh: Obergrenze ist kein Automatismus

Ob weitere Lockerungen der Corona-Beschränkungen jetzt zurückgenommen werden, ist aber weiter unklar. Der Kreis erklärte, dass das Überschreiten der vorgegebenen Zahl von 50 kein Automatismus sei, solange der Herd der Neuinfektion lokalisierbar sei.

Bislang wurden nur die Kitas und Schulen geschlossen sowie alle Tönnies-Mitarbeiter unter Quarantäne gestellt. Doch inwieweit diese eingehalten wird, lässt sich nur schwer kontrollieren.

Laschet schließt Lockdown nicht mehr aus

Auch das Land zögert noch bei einer Verschärfung der Corona-Auflagen in der Region. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) betonte am Freitagabend (19.06.2020) allerdings das "enorme Pandemie-Risiko", dass vor allem dadurch entstehe, dass die Wohnorte der Tönnies-Mitarbeiter verstreut über das Land lägen. Am Freitag sprach er erstmals davon, dass ein regionaler Lockdown nicht mehr ausgeschlossen sei.

Laut Robert-Koch-Institut wurden innerhalb der vergangenen 24 Stunden 601 neue Fälle gemeldet - so viele, wie seit einem Monat nicht mehr. Mehr als ein Drittel der Infizierten stammt aus NRW.

In einer Videobotschaft auf Twitter warnte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) davor, dass sich das Coronavirus wieder ausbreite und nannte dabei auch die Fälle aus Nordrhein-Westfalen.

Proteste gegen Tönnies

Gleichzeitig wird auch die Kritik an Tönnies immer lauter. Am Freitag protestierten rund 300 Menschen in Bielefeld gegen den größten Fleischfabrikanten Deutschlands. Zuvor hatten Demonstranten auch schon vor dem Wohnhaus von Geschäftsführer Clemens Tönnies ihrem Ärger Luft gemacht.

Dieser bekommt auch Gegenwind aus der eigenen Familie. Sein Neffe Robert Tönnies, Sohn des verstorbenen Firmengründers, fordert den Rücktritt seines Onkels aus der Geschäftsführung.

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