Kontakt-Nachverfolgung funktioniert nicht mehr

Stand: 01.12.2021, 08:35 Uhr

Die Gesundheitsämter in einigen Kommunen sind bei der Kontakt-Nachverfolgung derart überlastet, dass sie sich nur noch auf größere Infektionsketten konzentrieren können. Das ist das Ergebnis einer WDR-Umfrage.

Im Sommer war alles noch gemäßigt: Weniger als zehn Corona-Infizierte meldeten sich bei den Hotlines der Gesundheitsämter in der Woche. Jetzt sind es Hunderte am Tag, weil die Infektionszahlen in die Höhe geschossen sind.

Nur noch Arbeiten gegen größere Infektionsketten möglich

Vergangene Woche riefen einige Gesundheitsämter in NRW um Hilfe. Vereinzelt eilten Bundeswehrsoldaten in die Kreise und Städte, um den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und Kontakte nachzuverfolgen und Fragen zu beantworten. Der Kreis Steinfurt stellt die Kontakt-Nachverfolgung komplett ein.

Auch in Dortmund und Münster können die Mitarbeiter der Gesundheitsämter die Kontakt-Nachverfolgung nicht mehr leisten. Dort werden nur noch Kontakte von Infizierten angerufen, wenn diese zuletzt in einem Krankenhaus, einer Pflegeeinrichtung, einer Kita oder Schule waren.

Lange Warteschleifen in der Hotline für Infizierte

Ähnlich geht auch der Kreis Düren vor, hier versuche man dennoch alles unterzubringen, priorisiere aber auch bereits, denn auch hier klingelt ständig das Telefon. Es gibt lange Warteschleifen in der Hotline, sagt eine junge Mutter, die sich kürzlich infiziert hat.

"Ich hab morgens angerufen und war eine Stunde in der Warteschleife." Infizierte aus Kreis Düren

Rund 15.000 Nachverfolgungen täglich

Die Leiterin des Gesundheitsamtes der Städteregion Aachen, Monika Gube, rechtfertigt die Priorisierung schriftlich: Es habe noch nie so extrem viele positiv getestete Anrufer gegeben. Sie schicken Listen mit Menschen, zu denen sie kürzlich Kontakt hatten. Die sei aber größer als in den vergangenen Wellen, als noch starke Kontaktbeschränkungen herrschten. Damals seien meist bis zu fünf Kontakte genannt worden - jetzt sind es weit über 30.

Für die Mitarbeiter bedeutet das: Bei 500 infizierten Anrufern am Tag sind es rund 15.000 Kontaktpersonen, die innerhalb von 24 Stunden erreicht werden müssen. Man komme einfach nicht mehr hinterher, trotz der zusätzlichen 150 Mitarbeiter und 25 Bundeswehrsoldaten, sagt Monika Gube.

Kontakte informieren ist Pflicht

Sie bittet Infizierte darum, ihrer Informationspflicht nachzukommen und selbstständig alle Kontakte abzutelefonieren und sich sofort zu isolieren, wie es die Corona-Test-Quarantäne-Verordnung vorsieht. Geimpfte oder genesene Familienmitglieder im Haus müssen nicht in Quarantäne - so lange sie keine Symptome zeigen oder positiv getestet sind.

Ein neidvoller Blick an den Rhein

Die Stadt Düsseldorf schafft es angeblich noch, binnen 24 Stunden die Kontaktlisten ohne Priorisierung zu 100 Prozent nachzuverfolgen. Zu den 20 Bundeswehrsoldaten seien heute nochmal sieben dazugekommen, um das Gesundheitsamt zu unterstützen. Aber man stehe derzeit im Vergleich zu anderen Kommunen sehr gut da, sagt der Gesundheitsdezernent Christian Zaum. Ein Geheimrezept gäbe es da nicht.

"Das hat die Stadt Düsseldorf sehr viel Geld gekostet." Christian Zaum, Gesundheitsdezernent Düsseldorf

Mit rund 300 Mitarbeitern verfügt Düsseldorf über weitaus mehr Kräfte als in vielen anderen Großstädten und Kreisen in NRW. Derzeit sei so sogar noch eine tagesaktuelle Nachverfolgung von Infektionsketten möglich. Zaum vermutet, dass andere Städte aufgrund der hohen Kosten anders vorgehen.

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