Es ist ein echtes Dilemma: soll die Landesregierung den Menschen über die Feiertage eine kleine Atempause bei den Corona-Maßnahmen gönnen? Oder, mit Blick auf die immer noch hohen Zahlen, lieber keine Ausnahmen machen?
Daniela Junghans, WDR Landespolitik
Ich bin für die erste Variante. Und das aus mehreren Gründen: Seit Wochen versprechen uns Politiker von Bund und Land, dass wir all die Einschränkungen im Alltag jetzt durchstehen müssen, damit wir Weihnachten und Silvester halbwegs normal feiern können.
Wir verzichten also auf Kino, Theater und Restaurantbesuche. Wir gehen nicht ins Museum, nicht ins Schwimmbad oder Fitnessstudio. Und viele haben auch, ganz freiwillig, die Zahl ihrer privaten Kontakte wieder deutlich reduziert. All das als Preis für ein klein wenig Normalität zum Jahreswechsel.
Langsame Wirkung
Denn genau das haben uns Bund und Länder versprochen. Explizit steht das im Beschluss des Treffen vom 25. November. Sogar mit Begründung. Ich zitiere: „Diese Tage sind für den familiären und gesellschaftlichen Zusammenhalt besonders wichtig.“ Natürlich kann man solche Versprechen auch brechen. Zum Beispiel, wenn die Lage sich deutlich verschlechtert. Aber hat sie das? In NRW lag die Corona-Wochen-Inzidenz Anfang November bei 178, heute steht sie bei 142. Der "Lockdown light" wirkt also, wenn auch nicht so schnell und deutlich wie erhofft.
Und: ja, es gibt Kommunen in NRW, die haben immer noch große Probleme: in Hagen, Wuppertal oder Bielefeld zum Beispiel sinken die Zahlen nicht, in manchen Orten steigen sie sogar weiter. Aber darauf braucht es eine lokale Antwort, keine landesweite. Denn warum soll der Düsseldorfer oder Münsteraner auf das langersehnte kleine Silvestertreffen mit Freunden verzichten, nur weil man in Bonn die Zahlen nicht in den Griff bekommt?
Es geht um Vertrauen
Die Politik muss sich ihr Vorgehen gerade beim Thema Weihnachten gut überlegen. Denn wenn sie das einmal gegebene Weihnachts-und-Silvester-Versprechen bricht, sorgt das nicht nur für Frust in den Familien. Es kostet auch eine Menge Vertrauen. Und das ist vielleicht das wichtigste Gut in Corona-Zeiten, mit all den ständig wechselnden Regeln und den vielen Einschnitten in unser Leben. Denn nur wer der Politik vertraut, wird sich am Ende auch an die verordneten Maßnahmen halten.