In ärmeren Stadtteilen wie Chorweiler und Kölnberg in Meschernich hat die Wocheninzidenz bei fast 700 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gelegen. Am Montag startete ein bundesweites Pilotprojekt: Die Spritze mit der Corona-Schutzimpfung kommt zu den Menschen, nicht die Menschen ins Impfzentrum.
Das Land hat dafür 1.000 zusätzliche Impfdosen für die erste Woche zur Verfügung gestellt - nach WDR-Informationen liegt die Impfdosen aber noch nicht vor. Dabei wird Impfstoff des Herstellers Johnson & Johnson zur Verfügung gestellt. Er hat den Vorteil, dass eine einzige Spritze ausreicht und nicht nach mehreren Wochen eine zweite Dosis nötig ist.
Streit über zu wenig Impfdosen
Die Kölner Oberbürgermeisterin fordert deutlich mehr Unterstützung vom Land: 700 Impfdosen pro Tag. "In einigen Kölner Stadtteilen liegt die Inzidenz bei 600 und höher", sagte Henriette Reker (parteilos) am Sonntag. "Unser Ziel ist es, möglichst kurzfristig eine hohe Impfquote in allen vulnerablen Sozialräumen zu erzielen."
Um die Menschen zu erreichen, seien muttersprachliche Unterstützung, Aufklärungsarbeit und eine enge Zusammenarbeit mit Sozialraumkoordinatoren und Hausärzten erforderlich. Mit Blick auf die hohe Bevölkerungsdichte in diesen Stadtteilen sagte Reker an die Adresse der Landesregierung, sie gehe davon aus, "dass das Land uns zeitnah weiteren zusätzlichen Impfstoff zur Verfügung stellen wird".
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte, die Stadt Köln solle erst einmal Erfahrungen sammeln. Der Impfstoff sei begrenzt und viele geschwächte Menschen in den Priorisierungsgruppen warten noch auf ihre Impfung.
Caritas-Impfzentrum im Brennpunkt
Die Caritas will nach WDR-Informationen am Kölnberg in Meschenich Ende der Woche ein Impfzentrum errichten. Dort soll auch ein Hausarzt aus dem Viertel den Impfstoff verabreichen. Die Caritas setzt darauf, dass die Menschen eher bereit sind, sich in vertrauter Umgebung impfen zu lassen und von jemandem, den sie kennen.
Zunächst stehen für Meschenich 300 Impfdosen zur Verfügung. Das Pilotprojekt könnte Vorbild für Impfzentren in anderen Stadtteilen wie Chorweiler oder Finkenberg werden.
Lauterbach: Priorisierung in Stadtteilen aufheben
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sagte dem WDR, in Stadtteilen mit sehr hohen Infektionszahlen müsse die Impfpriorisierung aufgehoben werden. "Mit dem Standardvorgehen bekommen wir die Brennpunkte sonst nicht in den Griff, dort würde die Lage noch lange problematisch bleiben. Wenn man dort aber mehr Impfstoff anbietet – besonders auch den von Johnson&Johnson, der nur einmal verimpft werden muss – kann man auf Erfolge hoffen."