Das sagen die neuen Studien zu Corona bei Kindern und Jugendlichen

Stand: 05.08.2020, 12:27 Uhr

  • Kleine Kinder laut Studien wenig gefährdet
  • Widersprüchliche Forschungsergebnisse
  • Viruslast bei älteren Kindern nicht abschließend geklärt

Von Andreas Poulakos und Yaena Kwon

In wenigen Tagen enden in NRW die Sommerferien und der Schulbetrieb geht wieder los. Dann müssen die Kinder und Jugendlichen in der Schule eine Maske tragen - bis auf die Grundschüler auch im Unterricht. Das hatte Schulministerin Yvonne Gebauer am Montag (03.08.2020) bekannt gegeben. Viele Eltern sind deshalb in Sorge. Denn obwohl Kinder eine Corona-Infektion offenbar besser wegstecken als Erwachsene, bleiben viele Fragen offen.

Infektionsgefahr bei kleinen Kindern

Vor allem Kinder bis zum zehnten Lebensjahr sind nach aktuellen Erkenntnissen wenig gefährdet und deutlich weniger infektiös als der Durchschnitt der Bevölkerung. Ein Überblick über das, was bisher bekannt ist:

  • Studie der Uniklinik Leipzig: Bei dieser bisher bundesweit größten Studie wurden im Mai und Juni insgesamt 2.600 Kinder und Lehrkräfte an 18 sächsischen Schulen getestet. Die akute Infektionsrate lag der Studie zufolge bei Null. Nur in 14 Proben fanden die Forscher Antikörper, die auf eine überstandene Corona-Infektion hinweisen. Das entspricht einem Anteil von 0,6 Prozent. "Das kindliche Immunsystem ist anders als das von Erwachsenen", erklärte Kiess. Warum sich Kinder seltener mit Corona infizieren, das wisse allerdings noch niemand.
  • Studie der Uniklinik Dresden: Das Ergebnis aus Leipzig deckt sich mit den Ergebnissen einer Forschungsgruppe aus Dresden. Auch hier heißt es, dass sich Schulen nach ihrer Wiedereröffnung in der Corona-Krise nicht als Schwerpunkte bei Infektionen erwiesen haben.
  • Untersuchung der Uni Bochum: Hier wurden mehrere Hundert Kinder und ihre Mütter aus dem Ruhrgebiet auf Corona-Antikörper getestet - die Studie ist allerdings noch nicht abgeschlossen. "Die Zahlen waren verschwindend gering", sagte Studienleiterin Folke Brinkmann bei WDR 5.

Zustimmung kommt von Burkhard Rodeck, Chefarzt am Christlichen Kinderhospital Osnabrück und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ): "Es gibt mehrere deutsche Studien, die die Aussage klar bestätigen, dass die jungen Kinder in der Infektionsweitergabe deutlich weniger betroffen sind als ältere Kinder", sagte er am Mittwoch (05.08.2020) dem WDR.

Keine einheitliche Einschätzung

Doch es gibt auch Infektionsgeschehen, die der aktuellen Studienlage zu kleinen Kindern widersprechen.

  • Kinder infizieren sich in Ferienlager in den USA: Ende Juni musste ein Sommercamp mit 600 Kindern und Jugendlichen in den USA geschlossen werden. Fast 80 Prozent hatten sich mit Covid-19 angesteckt, die kleinen Kinder waren sogar stärker betroffen als die älteren.
  • Studie aus Chicago: Wenn kleine Kinder sich infizieren, könnten sie im Rachen erheblich höhere Viruslasten entwickeln als Jugendliche, bestätigt auch Ruth Schulz von der WDR-Wissenschaftsredaktion. Dies sei gerade in einer Studie aus Chicago erneut bestätigt worden.

Welche Erkenntnisse gibt es zu älteren Kindern und Jugendlichen?

Die Forschung hat sich zudem mit der Viruslast bei Kindern ab dem zehnten Lebensjahr beshäftigt. Eine Studie aus Südkorea besagt, dass Jugendliche ab zehn Jahren entweder genauso infektiös oder sogar infektiöser sind als Erwachsene.

  • Studie aus Südkorea: Ein Forschungsteam der südkoreanischen Gesundheitsbehörde und der südkoreanischen Hallym University hatte Infektionsketten von 5700 Covid-19-Fällen von Januar bis März 2020 nachvollzogen. Die Forscher sichteten dazu Berichte von rund 60.000 Menschen und versuchten so die einzelnen Infektionsketten bis zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen. Demnach waren Jugendliche zwischen zehn und 19 Jahren am ansteckendsten. 
  • Studie von Virologe Christian Drosten: Auch der Berliner Virologe Christian Drosten geht davon aus, dass es keine Unterschiede bei der Ansteckungsgefahr zwischen Kindern und Erwachsenen gibt. Sein Forschungsteam an der Charité-Universitätsmedizin Berlin hatte dafür die Daten von insgesamt 3.303 Sars-CoV-2-Infizierten analysiert. Sie fanden demnach bei 29 Prozent der Grundschulkinder (0 bis 6 Jahre), bei 37 Prozent der Kinder zwischen 0 und 19 Jahren sowie bei 51 Prozent der über 20-Jährigen eine Virusmenge, die für eine Ansteckung wahrscheinlich ausreichend ist. 

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