Corona-Impfung für Kinder ab 12 Jahren? Ein Pro und Contra

Stand: 06.06.2021, 15:00 Uhr

Ab Montag könnten auch 12- bis 15-Jährige geimpft werden. Doch die Corona-Impfungen für Jugendliche bereiten vielen Eltern Kopfzerbrechen: Sollte sich mein Kind impfen lassen oder nicht? Auch Kinder- und Jugendärzte sind da unterschiedlicher Meinung.

Von Lena Sterz

Christiane Thiele ist Kinder- und Jugendärztin in Viersen und Landesvorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Nordrhein. Sie ist eher für das Impfen von Jugendlichen gegen das Coronavirus.

Dr. Burkhard Rodeck ist Kinderarzt am Christlichen Kinderhospital Osnabrück und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Er ist eher vorsichtig mit einer allgemeinen Impfempfehlung für gesunde Jugendliche.

Warum sind Sie für bzw. gegen das Impfen von Jugendlichen?

Christiane Thiele: "Weil Jugendliche tatsächlich von sich aus sagen, dass sie die Impfung haben möchten. Viele haben auch Angst, gefährdeten Personen die Erkrankung zu übertragen. Es gibt Jugendliche, die ihre Großeltern nicht mehr treffen, auch wenn diese schon geimpft sind. Und da finde ich es wichtig, dass man den Jugendlichen die Ängste nehmen kann."

Burkhard Rodeck: "Viele Kinder und Jugendliche machen die Erkrankung asymptomatisch durch und haben wenig Symptome. Also steht der Eigennutz nicht im Vordergrund - im Vordergrund steht der Fremdnutz für unsere gesamte Gesellschaft. Oder um es klar zu sagen: uns Erwachsene."

Wie schätzen Sie die Sicherheit des Impfstoffs in diesem Zusammenhang ein?

Thiele: "Ich vertraue auf unsere europäischen Zulassungsgremien wie die EMA. Ich denke, dass wir hier in der EU ein gutes Sicherheitssystem haben und wenn die EMA den Impfstoff zulässt, gehe ich davon aus, dass er sicher ist."

Rodeck: "Wir verfügen über Erfahrungen aus einer Zulassungsstudie von 1.131 Kindern, die diesen neu konzipierten Impfstoff bekommen haben. Wir halten diesen Impfstoff grundsätzlich für sicher, aber die Datenlage ist im Moment noch etwas dünn, insoweit sind wir etwas zurückhaltend, was die allgemeine Impfempfehlung angeht."

Sollten wir Jugendliche impfen, damit sie auf jeden Fall zur Schule gehen können?

Thiele: "Wir möchten den Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich impfen zu lassen, um zum Beispiel nicht mehr in Quarantäne zu müssen. Aber ich würde ganz klar den Schulbesuch, Treffen von Jugendlichen und das Vereinsleben trennen von der Impfung. Auf keinen Fall will ich eine Impfpflicht."

Rodeck: "Nein, hier müssten wir mehr in die Infrastruktur von Schulen und in vernünftige Materialien für Online-Unterricht investieren. Wir halten den Präsenzunterricht für richtig und sinnvoll, wir brauchen aber dafür die Hygienekonzepte."

Wie wichtig ist es, Jugendliche zu impfen, um eine Herdenimmunität zu erreichen?

Thiele: "Herdenimmunität bekommen wir ja letztendlich nur, wenn wir 80 Prozent der Gesamtbevölkerung durchimpfen. Und Jugendliche zählen ja zur Gesamtbevölkerung, also für die Herdenimmunität ist die Impfung mit Sicherheit wichtig."

Rodeck: "Hier muss man sorgfältig abwägen, was einzelnen Jugendlichen zugemutet wird im Rahmen der ganzen Pandemiebewältigung und zwischen dem allgemeinen Ziel Herdenimmunität, was sicherlich vernünftig ist."

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