Langsame Corona-Impfung: Sind die Impfzentren schuld?

Stand: 13.03.2021, 06:00 Uhr

Bei den Corona-Impfungen setzt NRW weiterhin stark auf seine 53 Impfzentren. Fatal, finden Kassenärzte. Das Impfen könnte viel schneller gehen.

Schon zwei Monate früher als geplant könnten alle Erwachsenen in Deutschland eine Corona-Erstimpfung erhalten haben. Das rechnet die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) vor. Voraussetzung: Die Politik müsse von ihrem Fokus auf die Impfzentren abrücken und Hausärzte und andere Arztpraxen stärker in die Impfkampagne einbeziehen.

NRW-Gesundheitsminister will an Impfzentren festhalten

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will aber trotzdem an den Impfzentren festhalten. Auch in den kommenden Monaten würden sie "eine große Rolle spielen", sagte er in dieser Woche. Zuvor verständigte sich Laumann mit den anderen Gesundheitsministern von Bund und Ländern darauf, dass die Impfzentren noch bis Ende September bestehen bleiben sollen.

Abschaffen will auch die KBV die Impfzentren nicht. Wenn schon bald deutlich mehr Impfstoff für Deutschland zur Verfügung steht, seien die Impfzentren wichtig, um alles schnell zu verimpfen. Ohne die Arztpraxen sei das aber ebenfalls nicht zu schaffen.

Kassenärzte: Corona-Impfung für alle bis Juli möglich

Im Gegenteil: Mit einer starken Einbindung der Arztpraxen könnte sogar jeder, der will, "günstigstenfalls schon in der ersten Julihälfte", spätestens Ende Juli, eine Erstimpfung erhalten. Die Zweitimpfungen könnten schon im August abgeschlossen sein. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte bislang das Ziel ausgegeben, dass jeder bis Ende Sommer, sprich 21. September, ein Impfangebot erhalten werde.

Corona-Impfungen durch Hausärzte in NRW schon Ende März

Eingebunden werden die Arztpraxen nun tatsächlich bald - allerdings nicht so stark wie von den Kassenärzten erhofft. Wie die Gesundheitsminister verabredeten, sollen die Betriebs-, Fach- und Hausärzte deutschlandweit ab Mitte April in die Corona-Impfung einsteigen. In NRW soll es sogar schon Ende März losgehen.

Zunächst sollen die Arztpraxen aber nur die Reste des knappen Impfstoffs erhalten, heißt es in dem Beschlusspapier der Gesundheitsminister. Der Hauptteil geht demnach an die Impfzentren und mobilen Impfteams.

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"Ein Unding", heißt es vom KBV-Vorstand. "Den Impfturbo können wir so noch nicht auf Straße bringen." Statt weiter stark auf die Impfzentren zu setzen, müsse man schon jetzt die Strukturen für eine flächendeckende Impfung durch die Arztpraxen schaffen. Offenbar gibt es dabei noch einige ungeklärte Fragen - zum Beispiel zu Transport und Verteilung des Impfstoffs sowie zur Dokumentation und zur Priorisierung von Patienten.

Impfung lieber beim Hausarzt als im Impfzentrum?

Der Chef des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, sieht beim Fokus auf Impfzentren darüber hinaus noch ein anderes Problem. Viele Menschen würden sich lieber beim Hausarzt als im Impfzentrum impfen lassen - vor allem auf dem Land, wo der Weg zum Impfzentrum oft weit sei, sagte er am Freitag dem WDR.

Über die Pläne der Gesundheitsminister beraten am kommenden Mittwoch die Kanzlerin und die Länderchefs. Dass dann auch als neues Ziel ausgegeben werden könnte, alle Erwachsenen schon bis Juli zu impfen, halten die Kassenärzte nach jetziger Lage allerdings für ausgeschlossen.

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