Herdenimmunität: Israelische Studie macht Hoffnung

Stand: 21.02.2021, 20:09 Uhr

Stimmen die neuesten Daten aus einer israelischen Studie, dann könnte Herdenimmunität eine realistische Perspektive sein. Der Biontech/Pizer-Impfstoff soll mit hoher Sicherheit eine Übertragung des Coronavirus verhindern.

Der Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer kann die Übertragung des Coronavirus Berichten von "Spiegel" und "Bild" zufolge zu 89,4 Prozent verhindern. Dies gehe aus einer großen Beobachtungsstudie in Israel hervor, schrieb das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Sonntagmorgen in seiner Online-Ausgabe. Bei den Infektionen habe sich ein Rückgang in immer größeren Teilen der Bevölkerung gezeigt.

Fast die Hälfte der Israelis hat bereits eine erste Dosis des Corona-Vakzins erhalten. Bislang war unklar, ob Geimpfte nur selbst geschützt sind, das Virus aber weitergeben können - oder ob sie tatsächlich nicht oder kaum mehr ansteckend sind. Zumindest für den Biontech/Pfizer-Impfstoff ist den Erkenntnissen israelischer Forscher zufolge Letzteres der Fall. Pfizer und Biontech selbst haben das allerdings bisher nicht bestätigt.

Ergebnis "überraschend eindeutig"

Das Ergebnis sei überraschend eindeutig, schreibt dennoch der "Spiegel". Die Untersuchung basiere auf Daten von 1,7 Millionen Geimpften. Sie sei von den Unternehmen zusammen mit dem israelischen Gesundheitsministerium vorgenommen worden und noch nicht veröffentlicht, weder als sogenannter Preprint noch in einem wissenschaftlichen Fachmagazin. Das solle aber noch passieren.

Studie: Biontech-Impfstoff hochwirksam

Das israelische Gesundheitsministerium hatte am Samstag indes bereits mitgeteilt, dass der Impfstoff nach zwei Dosen eine Wirksamkeit von fast 96 Prozent habe. Demnach schützt der Impfstoff zudem zwei Wochen nach der zweiten Dosis zu 99,2 Prozent vor einer schweren Erkrankung und zu 98,9 Prozent vor einem tödlichen Verlauf.

Lauterbach: "Herdenimmunität möglich"

"Diese Studien geben sehr klare erste Hinweise darauf, dass auch Infektionen vermieden werden", sagte SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach am Sonntag dem WDR. "Das würde sehr viel mehr Normalität möglich machen." Einschränkend wies Lauterbach aber darauf hin, dass die Daten aus Israel "in der Routine" erhoben wurden, "nicht unter den Bedingungen einer Studie". Dennoch seien die Erkenntnisse "gut aufbereitet worden und ein wichtiger Hoffnungsschimmer".

Sollte sich bestätigen, dass sich tatsächlich 90 Prozent der Geimpften nicht mehr anstecken und damit auch die Krankheit nicht weiter verbreiten können, sei das "ein Meilenstein", betonte Lauterbach. Infektionsketten wären damit tatsächlich gestoppt.

Autoren selber zurückhaltend

Laut Agenturberichten warnen Kritiker dagegen vor zu schnellem Jubel: So geben die Autoren des Papiers selbst zu bedenken, dass der Effekt der Impfung auf Infektionen überschätzt werden könnte. In Israel würden Ungeimpfte häufiger getestet als Geimpfte. Schon deshalb könnte es mehr positive Tests in der Gruppe der Ungeimpften gegeben haben. Das israelische Nachrichtenportal "ynet" schrieb zudem: "Im Gesundheitsministerium wurde klargestellt, dass die Daten zur Wirksamkeit gegen Infektionen im Vergleich zu den anderen Daten am wenigsten gewiss seien."

Eine realistische Einschätzung der Zahlen ist zurzeit ohnehin noch nicht möglich: Noch ist die Studie nicht veröffentlicht.

Hoffnung für Pflegeheime

"Wenn sich diese Ergebnisse bestätigen lassen, können wir über Lockerungen in den Einrichtungen nachdenken", hofft auch Marc Strobel, Hausleiter im Malteserstift St. Nikolaus in Duisburg-Ruhrort. Dann könnte etwa der Gottesdienst wieder in der Kapelle stattfinden, statt wie aktuell im offenen Treppenhaus.

Bis jetzt dürfen sich Pflegeheimbewohner, auch wenn sie vielerorts schon zwei Mal mit dem Biontech-Impfstoff geimpft wurden, maximal in Kleingruppen aufhalten. Ein Problem könnte allerdings der kleine Prozentsatz der nicht geimpften Bewohner sein, sagt Strobel: Ungeimpfte Besucher wären für diese Menschen weiterhin eine Gefahr. Mit Lockerungen bei Tests und Maskenpflicht der Besucher müsse man daher noch vorsichtig sein.

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